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mabuerele

Posted on 20.5.2022

„...Im vergangenen Jahr habe ich ziemlich viel über den Tod und unseren Umgang mit ihm gelernt. Lauter Sachen, die ich lieber nicht gewusst hätte...“ Es ist ein Jahr her, dass Pelles Vater an Krebs gestorben ist. Nun überreicht ihn die Mutter eine kleine Kiste. Darin findet er 16 Briefe seines Vaters. Die Autorin hat ein berührendes Kinderbuch geschrieben. Pelle erzählt das Geschehen aus seiner Sicht. Dadurch wirkt die Sprache kindgerecht. Trotz allem Ernst schwingt ab und zu ein feiner Humor mit. Pelle ist hochbegabt, neigt aber in Stresssituationen zum Stottern. Sowohl er als auch seine Mutter stecken noch in der Trauer fest. Pelle erinnert sich an die letzten Wochen mit seinem Vater. Schon da zeigt sich, dass er den Jungen auf den Abschied und das Leben danach vorbereitet hat. Auch die Briefe des Vaters sind etwas Besonderes, denn manche zwingen Pelle aktiv zu werden. Die Aufgaben sind wohldosiert. Nebenbei geht Pelles normales Leben weiter. Ab und an wird er auch dabei an seinen Vater erinnert. So fragt ihn Biene, eine junge Frau aus dem Nebenhaus, was er dabei am meisten vermisse: „...Ich vermisse sein Lachen, das Geräusch seines Schlüssel, wenn er die Haustür öffnet. Seinen Geruch. Sein Gemecker, wenn ich im Wohnzimmer oder in der Küche Unordnung gemacht habe...“ Auf Grund seiner Begabung kann sich Pelle gelesene Fakten merken. Die ruft gedanklich in vielen Situationen wieder ab und kommt dabei innerlich zur Ruhe. Die Briefe verändern nicht nur Pelle. Er lernt es, seine Komfortzone zu verlassen. Gleichzeitig beginnt auch seine Mutter wieder zu leben. In der Geschichte geht es aber auch um Freundschaft und Vertrauen. Es gilt, Fehler zuzugeben und zu verzeihen. Manches Verhalten wird erst erklärbar, wenn man alle Umstände weiß. Das trifft insbesondere auf Karl zu, mit dem Pelle eine heftige Auseinandersetzung hatte. Erstaunlich, wie nach und nach die Gespräche der beiden Jungen in die Tiefe gehen und Karl dadurch begreift, wie tief verletzt Pelle war. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Hier werden Kinder auf berührende Art mit dem Thema Trauer und dessen Verarbeitung vertraut gemacht. Dabei ist die Geschichte lebensnah und realistisch.

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