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renee

Posted on 15.5.2022

Freundschaft, Liebe und Veränderung in Tiflis Dieses Buch war ein Highlight! Erst erschien es mir nicht so, es dauerte etwas, bis ich in die Geschichte und in die Schreibe hineinfand. Denn die Geschichte ist fragmentarisch aufgebaut, anfänglich liest man nur Bruchstücke eines Ganzen und nach und entfaltet sich dann die Geschichte in ihrer ganzen Pracht und die Bruchstücke verbinden sich. Es wird die Geschichte zweier Freunde erzählt, sie sind gerade frisch voneinander getrennt und doch weiterhin miteinander verbunden. Und damit schleicht sich auch eine gewisse fantastische Komponente in die Geschichte hinein, fast in der Tradition eines David Mitchell, nicht ganz so ausufernd natürlich, aber dennoch irgendwie vergleichbar in meinen Augen. Mogela und Lewiko, zwei Freunde, aber auch zwei unterschiedliche getaktete Menschen. Mogela ist ein Tagträumer, kifft gern, lebt in den Tag hinein, wird ausgehalten, kann nicht vergessen. Seinen Freund Lewiko nämlich. In Mogelas Rauschzuständen erscheint ihm Lewiko. Denn einen realen Kontakt kann es nicht mehr geben. Unter mysteriösen Umständen ist Lewiko ums Leben gekommen, es gab keinen Abschied voneinander. Dennoch gibt es viele Botschaften für Mogela von Lewiko. In den Büchern von Mogelas bibliophilen Großvater zum Beispiel, die Lewiko gelesen hatte, Mogela aber nicht, oder auf Kassetten, die Mogela instruieren und gleichzeitig instrumentalisieren und seinen Freund Lewiko neu entdecken lassen. Und Mogela Gemeinsamkeiten zwischen Mogelas Großvater und Lewiko erkennen lassen. Und über den Botschaften viele Frauen neben seiner geliebten Rose von Schiras in Mogelas Leben spülen, Lewikos einstige Gespielinnen, die Mogela über Lewikos Ableben unterrichten soll. Was für ein eigenartiges Procedere! Ein Procedere, welches weitere Fragen aufwirft! Ebenso ist dieses Buch ein Blick nach Georgien, ein Blick auf die Geschehnisse in diesem Land, nicht auf dem Silbertablett präsentiert, aber dennoch bemerkbar. Ein interessanter Blick! Gerade in dem Beschreiben der georgischen Verhältnisse wirkt der Text teilweise wie ein Thriller, in anderen Bereichen hat das Beschriebene fast schon märchenhaft orientalische Züge. Insgesamt ist dieses Buch eine vollkommen interessante und verblüffende Mischung, die ich sehr gern gelesen habe. Und "Liebe und Tod in Tiflis" ist ein Buch, das bei mir bleiben wird. Was ja ebenso eine Bewertung ist! Und ich bin neugierig geworden auf den Autor Aka Mortschiladse! Sehr neugierig!

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