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Marcus Jordan

Posted on 25.1.2022

EIn Unsympath hatte eine gute Buchidee Ich breche die Lektüre kurz vor Ende des 1. Bandes ab. Ein genialer Ansatz eigentlich - Krimi, der das Prinzip der Achtsamkeit erklärt. Mir persönlich bedeutet der Ansatz der Achtsamkeit viel und er hat mich sehr unterstützt in den letzten 2 Jahren. Und auch der Autor nimmt ihn ernst und betont das in Interviews. Die Kriminalgeschichte wird aber nach einer Weile wahnsinnig konstruiert und dramaturgisch immer dünner. Wie so oft bei Krimis. Das aber ist nicht mein Problem, sondern das: "Moralisch flexibel muss man schon sein, um Diemel zu mögen. Aber Dusses Held dürfte auch denjenigen Menschen aus der bröckelnden Mittelschicht aus der Seele sprechen, die so langsam das Gefühl bekommen, dass die Welt sich weiterentwickelt, ohne auf ihre Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen. Menschen, die den Debatten über Gender, Race und Klasse, aber auch über Digitalisierung oder Klimawandel nicht mehr folgen können oder wollen. In größtenteils sehr witzigen Tiraden nimmt Diemel Gutmenschentum, Identitätspolitik oder Ökoaktivisten aufs Korn. Worüber man lacht, davor braucht man keine Angst zu haben." So stands im Spiegel (Marcus Müntefering) und auch diese Einordnung ist ärgerlich. Eigentlich sogar ärgerlicher als das Buch, denn im zweiten Satz wäre der Begriff "Bedürfnisse" ganz dringend zu ersetzen durch "Privilegien". (https://www.spiegel.de/kultur/literatur/mord-und-ratschlag-a-2a9b1cc4-0002-0001-0000-000177931642) Ich würde es so sagen: der Autor/ die Romanfigur ätzt fortwährend in unappetitlicher Dieter Nuhr-Manier vor sich hin. Dabei ist er, genau wie Nuhr, mindestens teilweise auch komisch. Aber eben auch misogyn, chauvinistisch und voller flacher Häme und Spott für Dinge, die ihn vielleicht in seinen Privilegien fordern oder hinterfragen würden. Ich habe immer noch darauf gewartet, dass da vielleicht noch eine Läuterung kommt, gebe aber jetzt auf. Darf es geben, ist aber irgendwie billig und ich geh lieber woanders hin zum Lachen.

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