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Marcus Jordan

Posted on 21.9.2021

Das Buch ist kurzweilig, sprachlich sauber, aber wenig vereinnahmend und die Story ist schlüssig, unaufgeregt, intim und mindestens immer wieder richtig interessant. Wer digital probelesen will - ich empfehle das Kapitel ab Seite 138. Ich hatte das Gefühl ein wenig "ostdeutsche Seele" zu erleben und fand das sehr anregend. Störend für mich, aber letztlich natürlich auch besonders: die Erzählfigur Rahel war mir erzunsympathisch. Würde mich sehr interessieren, wie sehr Daniela Krien sich mit ihr identifiziert. Rahel, immerhin Psychologin von Beruf, sieht irgendwie alles aus einer frustrierten und beleidigten Warte. Ungnädig und zickig gegenüber den unstrittigen Neurosen des Zeitgeistes. Dabei finden sich viele direkt politische Verweise: aggressiver "Gendergaga", verweichlichte Jugend, pauschale Urteile zur einer angeblich allgemeinen, antinationalen Haltung (Bomber Harris), im Gegensatz dazu der glorifizierte Berufssoldatensohn (inklusive zitiertem Bundeswehreid), vielfache Verweise auf das kriegsgeschundene Dresden und sehr allgemeine Verunglimpfungen "moderner", psychischer Erkrankungen. Das alles in 2021 in Ostdeutschland und ohne ein einziges Wort, oder eine einzige Bezugnahme auf den rechten Terror und die Allgegenwärtigkeit der Neonazis und ihrer diversen Auswüchse dort. Das fand ich schon eine schreiende Auslassung sozusagen. Aber letztlich fand ich auch genau das interessant.

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