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nina 🌸

Posted on 8.9.2021

Eine besondere und gefühlvolle Geschichte mit Urlaubsflair. Vorneweg eine kleine Info: Diese Rezension enthält minimale Spoiler, welche sich aber eigentlich auch schon aus dem Klappentext heraus erschließen lassen. Falls ihr lieber gar nichts über die Geschichte wissen wollt, solltet ihr diese Abschnitte auslassen. Ich werde diese spoilernden Abschnitte zuvor noch einmal explizit kenntlich machen. Zur Geschichte: Ich habe mich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich den Stil von Lea Coplin sehr liebe - ihre Geschichten sind immer so tiefgehend, einzigartig und bewegend. Außerdem schafft sie hier wieder einmal eine wundervolle Atmosphäre, in der man sich einfach wohlfühlen muss. Fuerteventura ist eine traumhafte Kulisse, deren bildhafte Beschreibungen mir richtiges Fernweh bescherten, und die Idee von Animateur:innen in einem exklusiven Hotel finde ich ebenfalls interessant, es ist mal etwas anderes und wurde zudem noch schön inszeniert. Der große Plot Twist der Geschichte war allerdings gar nicht mein Fall und das hat nichts mit der Autorin oder speziell dieser Geschichte zu tun, ich mag diese Art von Handlung bzw. Konflikt nie, in keinem Buch. Ich denke der Klappentext verrät euch schon, in welche Richtung diese Geschichte geht, dementsprechend sind meine Anmerkungen eigentlich keine Spoiler, aber ich möchte trotzdem niemanden ungewollt spoilern, also lest den folgenden Abschnitt bitte mit Vorsicht. ! Achtung minimale Spoiler im folgenden Absatz ! Ich persönlich bin einfach überhaupt kein Fan davon, wenn Fremdgehen in Büchern romantisiert wird und ich sage nicht, dass das hier direkt erfolgt, aber das muss es auch gar nicht, denn Fremdgehen ist und bleibt immer einfach nur scheiße. Es macht mir Charaktere sofort unsympathischer, da es in meinen Augen einfach keine Gründe gibt, die Betrug innerhalb einer Beziehung rechtfertigen. Weiterhin nervt es mich, wenn der:die Betrogene extrem negativ dargestellt wird, nur um den Betrug weniger gravierend erscheinen zu lassen. Helena ist in dieser Geschichte das stets fröhliche und naive Dummchen ohne Substanz (womöglich übertreibe ich hier etwas, aber im Grunde ist das durchaus ihre Rolle in der Geschichte), während die beiden Protagonist:innen Penny und Milo natürlich tausendmal interessanter, vielfältiger und facettenreicher sind. Außerdem wird der Prozess des Fremdgehens nie nachvollziehbar aufbereitet, zumindest nicht für mich, was entweder an mir liegt oder daran, dass Betrug in der Beziehung nie nachvollziehbar ist und es auch nicht sein sollte. Jedenfalls haben sich mir sofort zwei Fragen gestellt: 1. Wieso ist Milo überhaupt mit Helena zusammen, wenn er sie nicht liebt? 2. Wieso verlässt er sie nicht einfach gleich, wenn er sie doch sowieso nicht liebt? Dann hätte man zumindest das aktive Fremdgehen in Form von körperlichen Seitensprüngen vermeiden können. ! Spoiler Ende ! Davon abgesehen mochte ich die Themen und Konflikte dieser Geschichte sehr. Milo's Vergangenheit hat mich emotional aufgewühlt und ergriffen. Lea Coplin erzählt diese Geschichte mit viel Feingefühl und lässt sie dabei lebensnah und natürlich erscheinen. Ich konnte sie glauben und fassen. Der Prolog konnte mich auf Anhieb fesseln und bietet wirklich einen tollen Einstieg in die Geschichte. Ich war sofort Feuer und Flamme für dieses Buch. Auch wenn das große Ganze der Handlung natürlich recht vorhersehbar ist, steckt sie dennoch voller kleiner Überraschungen, unerwartet viel Tiefe und vor allem ganz viel Gefühl. Normalerweise kratzen dünnere Bücher nur an der Oberfläche, weswegen ich diese eigentlich auch nicht gerne lese, aber Lea Coplin beweist mit diesem Werk wieder einmal, dass der Seitenumfang nicht ausschlaggebend für die Tiefe eines Buches ist, sondern was man aus diesen (paar) Seiten macht. Die Geschichte von Penny und Milo ist intensiv, tiefgehend, mitreißend und bewegend. Die Liebesgeschichte hatte für mich natürlich diesen einen großen Makel (siehe oben), aber ansonsten hat sie mir sehr, sehr gut gefallen. Ich mochte die Dynamik zwischen Penny und Milo und wie sie einander ohne viele Worte verstehen, obwohl sie sich jahrelang nicht gesehen haben und damals auch nicht wirklich kannten. Zwischen den beiden besteht eine ganz besondere Verbindung und das ist einfach nur magisch und wunderschön. Ich liebe die ernsthaften und tiefgründigen Gespräche, die sie führen und wie viel sie einander dabei geben können. Die Zwei sind füreinander bestimmt und das konnte man zwischen den Zeilen deutlich spüren. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Penny und Milo in der ersten Person Singular erzählt. Ich konnte mich in beide Protagonist:innen gut einfühlen und hineinversetzen, auch wenn ich ihr Handeln nicht immer nachvollziehen konnte bzw. selbst ganz anders gehandelt hätte. Ihre Gefühle waren für mich greifbar und gingen mir nahe. Ich habe mit Penny und Milo gefühlt, gelitten, geweint, gelacht, geschwiegen, bereut, gehofft und geliebt. Penny ist eher zurückhaltend, ruhig und vorsichtig. Sie hält sich lieber im Hintergrund und lässt andere Menschen nur schwer an sich heran. Ich mochte sie und ihre Art unheimlich gerne, weil sie so pur und echt ist, ohne Filter, einfach nur Penny. Milo musste in seinem jungen Leben schon viel zu viel sehen und ertragen und das hat Spuren hinterlassen. Er ist ein düsterer und geheimnisvoller Charakter, der viel hinter seiner undurchsichtigen Fassade verbirgt, die er auch vor sich selbst nur ungern abzulegen scheint. Milo klammert die Realität aus und versucht jemand zu sein, der er nie sein wird und eigentlich auch gar nicht sein möchte. Während Milo nachdenklich, ernsthaft und melancholisch ist, sprüht Helena nur so vor Lebensfreude und Energie. Sie ist stets unbeschwert, gut gelaunt und lustig. ! Achtung hier wieder ein minimaler Spoiler ! Ich für meinen Teil mochte Helena überhaupt nicht, um genau zu sein ging sie mir sogar tierisch auf den Keks und das stört mich, weil ich mich nun frage, ob es von der Autorin so gewollt war, dass niemand Helena mag, um den Betrug an ihr weniger schlimm erscheinen zu lassen. Wenn ja, dann hat es funktioniert, denn ich hatte wirklich nur wenig Mitleid mit ihr und das finde ich so, so kritisch, weil es Fremdgehen weniger negativ und furchtbar darstellt als es ist und als es wirken sollte. Helena's Charakter ist so unbedarft und oberflächlich, dass es fast schon lächerlich ist. Die Präteritum-Sache war das einzig Interessante an ihr und das hat eigentlich auch nicht zu ihr gepasst bzw. hätte ich es bei einem Charakter mit Tiefe mehr verstanden. Leider wird hier auch nie aufgeklärt, wieso Helena immer in der Vergangenheitsform spricht. Wahrscheinlich damit sie nicht interessanter und liebenswerter wirkt als sie es jetzt tut, weil man Penny und Milo dann weniger mögen würde und jede:r soll doch die Protagonist:innen mögen, oder? ! Spoiler Ende ! Lea Coplin hat mit Penny und Milo zwei authentische, vielschichtige und lebensechte Protagonist:innen erschaffen, die auf mich greifbar und natürlich gewirkt haben. Sie besitzen Ecken und Kanten, die sie interessant, menschlich und lebendig machen. Die Nebencharaktere sind ziemlich genau das: Nebensache. Ich würde nicht sagen, dass sie schlecht ausgearbeitet sind, aber Penny, Helena und Milo stehen eben ganz klar im Zentrum der Geschichte. Sie zählen zwar nur indirekt zu den Charakteren, aber die Katzen haben es mir in dieser Geschichte besonders angetan, ich bin und bleibe einfach ein Katzenmensch. Zum Schreibstil: Das Buch lässt sich locker-leicht und flüssig lesen. Lea Coplin überzeugt hier mit einem jugendlich-frischen, modernen, aber auch sehr einfühlsamen und bedeutungsvollen Schreibstil. Er ist natürlich, lebensnah und greifbar. Lea Coplin schreibt an den richtigen Stellen erfrischend und humorvoll und beschreibt ihre Kulisse so bildhaft und atmosphärisch, dass ich mich beim Lesen förmlich nach Fuerteventura versetzt gefühlt habe. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und wollte gar nicht, dass die Geschichte endet. Weitere Anmerkungen: Das Cover ist ein absoluter Traum und hätte die Atmosphäre der Geschichte gar nicht schöner einfangen können. Ich liebe die Farben und deren weichen Verläufe und Zeichnungen. Fazit: Ich hatte hohe Erwartungen in dieses Buch gesetzt, da ich Lea Coplin, ihren Schreibstil und ihre besondere Art, Geschichten zu erzählen sehr liebe, jedoch war "Mit dir leuchtet der Ozean" einfach nicht mein Buch. Der Funke ist nie ganz übergesprungen, aber das lag in erster Linie an mir selbst und meiner Antipathie gegenüber der hier zentralen Thematik und nicht an der Geschichte selbst oder gar dem Schreibstil der Autorin, von seinem Plot Twist abgesehen ist es nämlich wirklich ein tolles Buch: intensiv, tiefgründig, mitreißend und vor allem sehr gefühlvoll und bewegend. 4/ 5 Sterne ⭐️

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