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gachmuret

Posted on 25.8.2021

Olive lebt mit ihrem Vater und ihrem Großvater zusammen in einem Haus mit einem Garten, in dem ein großer alter Baum steht. Dort oben ist auch ihr »Nachdenkplatz«. Ihre Mutter ist seit einiger Zeit tot und ihr Vater seitdem nicht mehr derselbe. Peter Carnavas erzählt sehr detailreich und in starken Bildern davon, wie mächtig Traurigkeit sein kann. Gerade das Bild des großen, grauen Elefanten, der Olives Vater so sehr in den Schatten stellt und ihm alles unglaublich schwer macht, finde ich sehr stark und gelungen. Und er zeigt ganz deutlich, wie schwer es für Kinder ist, damit umzugehen. Die Rolle des Großvaters, der immer wieder Farbe in Olives Leben bringt, ist ganz großartig. Ebenso wie Arthur, ihrem herrlich pragmatisch denkenden Freund. Problematisch finde ich, und das ruiniert mir sehr die Freude, die Erzählung selbst. Sowohl für des Vaters Traurigkeit als auch für die des Großvaters, die in einer Krisensituation durchbricht, gibt Peter Carnavas Olive die Handlungsoptionen. Sie ist es, die für das Vertreiben der großen grauen Tiere sorgt. Sie ist es, die agiert und die Trauer ihres Großvaters, die Depressionen ihres Vaters beendet. Welche Botschaft nehmen wohl Kinder mit, wenn sie dieses Buch lesen? Die Botschaft des Buches ist ganz klar und eindeutig: Ihr Kinder müsst etwas tun, damit die Depression eurer Eltern endet. Es kommt auf euch an! Das finde ich hochproblematisch. Aber das ist nie und nimmer die Aufgabe der Kinder. Kinder sind nicht für die Depression ihrer Eltern verantwortlich. In keinem Sinne. Hier aber wird vermittelt, sie müssten nur die richtige Idee haben und schwups sind die Depressionen verschwunden. Das fällt jedoch niemals in ihren Kompetenzbereich. Doch genau diese Botschaft wird hier gesendet. Das halte ich für keine gute Idee. Vielleicht lässt sich hier aber in der Lesebegleitung ein Weg finden, der das thematisiert. Es wäre schade um die Bilder und Charaktere.

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