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Buchdoktor

Posted on 11.8.2021

Als Sina einen Brief von Kat erhält, haben die Frauen einander seit über 40 Jahren nicht mehr gesehen. Katrin Vale ist damals mit Niklas einfach durch die Welt gezogen, hat hier mal ein Projekt geleitet, mal dort eins. Hängengeblieben sind sie und Niklas auf Fidschi, um dort eine Kakaobohnen-Plantage zu betreiben. Nun ist Niklas tot und Kat will noch einmal einen Traum verwirklichen – eine eigene Schokoladen-Produktion. Sina, Ingrid, Lisbeth, Maya, unterschiedlicher können Frauen nicht sein. Sina hat sich als alleinerziehende Mutter durchgeschlagen, Maya war Studienrätin, Lisbeth hat den Besitzer eines Baumarktes geheiratet und Kinder erzogen. Mit Mitte 60 machen sich bei den Ladies erste Zipperlein bemerkbar; Maya zeigt Symptome einer Demenzerkrankung. Abgesehen von alten Verletzungen und Eifersüchteleien im persönlichen Gepäck, können die Damen kaum gegenseitig einschätzen, ob ihre Kompetenzen ausreichen, um Kats Schokoladenspezialitäten als „Stück vom Glück“ selbst zu vermarkten. Morese, der Verwalter in Korototoka, hat bisher nur den Anbau beaufsichtigt und noch nie einen Computer benutzt. Doch alle Frauen nehmen die Herausforderung an und reisen nach Fidschi zu Kat, beteiligen sich auf der Insel am Haushalt und seinen Kosten. Erzählt wird die Geschichte von Kat in der Ichform und von einer auktorialen Erzählerstimme mit wechselndem Focus. Ateca, das Hausmädchen, tritt in ihren Gebeten als neutrale Beobachterin auf, die die Last der Probleme allein zu tragen scheint und die auch Dinge sieht, die die Frauen bisher lieber verschweigen. Ateca spielt - auch für die Leser - die Rolle der Vermittlerin und Dolmetscherin zur einheimischen Kultur. Fidschi ist kein Paradies, sie werden mit Arbeitslosigkeit, Gewalt und der Verantwortungslosigkeit der Weißen konfrontiert, die glauben, nur Fremde könnten die Probleme der Insel lösen. Die Beziehungen verändern sich und alle müssen Schritt für Schritt erkennen, dass die Dinge auch auf Fidschi nie nur schwarz oder weiß sind. Durch die wechselnde Erzählperspektive wirkt der Roman auf mich eher ruhig und auf die Innenwelt der Frauen konzentriert. In das wachsende Angebot an Bäckerei- und Schokolatier-Romanen fügt das Buch sich eher nicht ein, weil die Beziehung der Frauen untereinander und ihre alterstypischen Probleme eine Rolle spielen.

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