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gwyn

Posted on 6.7.2021

«Bei uns zu Hause gibts ein knallefestes Ritual. Jeden Abend, immer gleich: Das große Zubettgehen der kleinen Leute nennen meine Eltern das.» Zuerst Hüpferei, dann Esel Olga schütteln, aus dem See trinken und in die Becker grölen, den Himmel striegeln, die Betten verdauen und den Morgen ölen ... Wilde Geschichten aus der kunterbunten Familie Rübe werden hier präsentiert, herrlich lustig, Seite um Seite. Aber, da kann doch irgendetwas nicht stimmen, machen die solche Dinge vor dem Einschlafen? Und richtig, die Erzählerin hatte einige Sachen durcheinandergebracht. «Honig auf die Kissen schmieren, der Nachtsichtbrille Witze schnitzen hundert Liter Teechen grölen, Schluck um Schluck die Sonne trinken, bis die Geister nicht mehr schlüpfen.» Drum geht es nochmal von vorn los, nun in der richtigen Reihenfolge: «Im Garten striegeln wir den See, dann steht der Esel tief im Tee, guckt mit gut geölten Augen durch die Sonnenbrille und wir löffeln schön Gegröle in die Stille, warten, wie die Dunkelheit den Zweck vertreibt und der Mond im Becher bleibt.» Die Gute-Nacht-Geschichte von Finn-Ole Heinrich und Dita Zipfel beschäftigt sich mit Einschlafritualen, das auf ziemlich witzige Art und Weise, kreativ und atemlos, ein Sprachfeuerwerk. Und dann schlägt es um. Unruhe ordnen, inhaltlich, sprachlich – Ordnung verschafft Entspannung. Die Vorbereitung auf den Schlaf. Genauso ist dieses Buch aufgebaut. Chaotische, wirbelnde Turbulenzen werden in Reihe gesetzt, in Reime, Erholung kehrt in den Text ein, gleitet hinein zum Schlaf. Die Grafiken sind fetzig und bunt, aber nicht knallig, da es sich um abgetönte Farben handelt: Rot/Lachs/Weinrot, Marineblau in Abstufung, Weiß, Schwarz/Grautöne. In witziger computeranimierter Grafik fängt Tine Schulz den erzählten Nonsens auf und stellt ihn zur Untermalung zum Text bildlich dar. Die Text-Bild-Kombination ist herrlich! Natürlich soll man das ganze Ritual auch nachspielen! Kann man danach schlafen, nach Gegacker, Grölen und Gehüpfe? Kann man. Vor Erschöpfung. Ein herrliches Kinderbuch, sprachlich kreativ und witzig, mit einem wundervollen Rhythmus in der Geschichte, unterstreichende Grafik. Meine Empfehlung! Der Mairisch Verlag gibt eine Altersempfehlung ab 4 Jahren. Da gehe ich mit. «Licht aus, Tür zu, Stille. Jetzt bräuchte man ne Nachtsichtbrille.» Finn-Ole Heinrich, Jahrgang 1982, ist vielfach ausgezeichneter Autor von Erzählbänden, Romanen (Räuberhände), und Kinderbüchern (Maulina Schmitt / Frerk, du Zwerg). Für seine Kinderbücher erhielt er u.a. den Deutsch-Französischer Jugendliteraturpreis 2014, den LUCHS 2015, das Hamburger Tüddelband 2014, und den Deutschen Jugendliteraturpreis 2012. Deutsch-Französischer Jugendliteraturpreis 2014, den Deutscher Jugendliteraturpreis 2020 (Jugendroman «Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte»), den Korbinian - Paul Maar-Prei Dita Zipfel, Jahrgang 1981 schreibt Bilderbücher, Theaterstücke, Drehbücher und Romane. Sie lebt und arbeitet zusammen mit Finn-Ole Heinrich. Zuletzt erhielt sie den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020 (Jugendroman «Wie der Wahnsinn mir die Welt erklärte») sowie den Korbinian – Paul Maar-Preis 2020. Finn und Dita leben zusammen in Berlin und Südfrankreich. Tine Schulz, Jahrgang 1981, Illustratorin und Zeichnerin für Verlage, Magazine und Organisationen - am liebsten für Kinder und alles, was fair, sozial, nachhaltig ist und die Welt ein wenig besser macht. Nach einer Ausbildung zur Mediengestalterin, einigen Jahren als Grafikerin und einem Kommunikationsdesignstudium arbeitet sie jetzt als freiberufliche Illustratorin in Rostock und auf Rügen.

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