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bella5

Posted on 1.6.2021

Vorab: Die Umschlaggestaltung des Romans finde ich unheimlich gelungen! Das Cover ist ein echter „Hingucker“, der Lust auf die Lektüre macht. Worum geht’s? Großbritannien im neunzehnten Jahrhundert: Annabelle Archer ist zum Studium in Oxford zugelassen. Sie gehört zum englischen Landadel, ist seit dem Tod ihres Vaters jedoch abhängig von ihrem Cousin. In dessen Haus verrichtet sie körperliche Arbeit als Magd. Mittels einer List erhält sie seine Erlaubnis, sich an der Universität zu immatrikulieren. In Oxford macht sie Bekanntschaft mit den Aktivistinnen, die sich für Frauenrechte einsetzen. Annabelle schließt sich den Suffragetten an und erhält gleich ihren ersten Auftrag - sie soll Sebastian Devereux’ einflussreiche Stimme für die Einführung des Frauenwahlrechts gewinnen. Einst verspielte sein Vater den Familiensitz. Auf Geheiß der Königin soll der Parlamentarier jedoch die Tories rund um Benjamin Disraeli unterstützen – auf diese Weise soll der Herzog sein Erbe erhalten. Als Sebastians Bruder Annabelle und Co. in das Haus das Herzogs einlädt und ein glücklicher bzw. unglücklicher Zufall Annabelle zum Bleiben zwingt, sehen die Suffragetten ihre Chance gekommen. Doch der kühle Herzog v.Montgomery scheint plötzlich gar nicht mehr so abweisend zu sein… „Die Rebellinnen von Oxford – Verwegen“ ist der erste Band der „Oxford Rebels“ – Reihe von Evie Dunmore. Es ist ein romantischer Liebesroman vor historischem Hintergrund, in dem sich die Figuren jedoch (vor allem im letzten Drittel des Buches) wie Menschen mit Wertvorstellungen aus dem 21.Jahrhundert verhalten. Die Geschichte hat mich im Großen und Ganzen gut unterhalten, und es gibt logischerweise Szenen für’s Herz. Ich hätte mir jedoch noch mehr banter gewünscht, einen etwas langsameren Aufbau der Geschichte. Der Held und die Heldin sind natürlich schöne Menschen, gleich zu Beginn ist von Annabelles „Schmollmund“ die Rede. Ich mag es hintergründiger. Sebastians düstere Attraktivität wird beschworen (paradoxerweise ist er ist „blond“), dabei sollte die Anziehungskraft eines brooding hero peu à peu enthüllt werden, sonst ist meines Erachtens die Überraschung futsch. Wie gesagt – witzige Wortgefechte sind in diesem Genre für mich ein Muss. Annabelle ist trotz ihrer Latein-und Altgriechischkenntnisse in meinen Augen nur bedingt ein glaubwürdiger Blaustrumpf, auch wenn ich es realistisch fand, dass sie auf ein Stipendium und Nachhilfestunden zur Finanzierung ihres Studiums angewiesen war. Das Ganze hat mich trotzdem gut unterhalten, auch wenn die story in gewisser Weise vorhersehbar ist. Die „Flowers of Scotland“ -Reihe von Tabea Koenig gefällt mir jedoch besser, wenn es um die Fiktionalisierung der Frauenbewegung geht, „Hurenglück- die Lilien von London“ vereint Sozialkritik mit Romantik & Tiefgang. Evie Dunmores Geschichte liest sich flott und flüssig, der Ausdruck „Suffragistinnen“ stört den Lesefluss jedoch. Davon abgesehen hat mir der Roman jedoch ein paar vergnügliche Lesestunden beschert, auch wenn ich finde, dass die Autorin das Potential der Geschichte nicht zu 100 Prozent genutzt und historische Ungenauigkeiten eingebaut hat. Fazit: Auf den Spuren von Jane Austen und Charlotte Brontë (das Ergebnis erinnert eher an die „Bridgerton“-Verfilmung) – Evie Dunmore präsentiert mit „Die Rebellinnen von Oxford – Verwegen“ einen unterhaltsamen Reihenauftakt mit kleinen Schwächen. Band 2 („Die Rebellinnen von Oxford – Unerschrocken“) soll im August 2021 erscheinen.

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