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Posted on 16.12.2020

Katja Brandis ist dafür bekannt, dass sie sich in ihren Büchern gerne Themen aus unserer Natur annimmt. Wir Leser durften ja schon zuvor gemeinsam mit der Autorin in die Tiefen des Ozeans abtauchen, oder eine sehr aufregende Dschungeltour bestreiten. In „Vulkanjäger“ beschreibt sie uns die völlig faszinierende Arbeit eines Dokumentarfilmers, der von brodelnden Vulkanen magisch angezogen wird. Er spielt in der gar nicht so fernen Zukunft, was man an Kleinigkeiten merkt. Zum Beispiel spricht Jan von einem Communicator, anstatt eines Handys. Dass Jan sich vor seiner Reise nur wenig mit Vulkanologie beschäftigt hat, ist von Vorteil für viele unwissende Leser. Durch Jans packende Erlebnisse erfährt man sehr viel über dieses Thema ohne dass es zu informativ wird. Da Katja Brandis alles sehr anschaulich erklärt, bleiben keine Fragen offen. Sollte man jedoch eine vulkanische Begrifflichkeit nicht verstanden haben, findet man im Anhang ein ausführliches Glossar. Auch der Leser steht vor einem aufregenden Abenteuer, jedoch wird er zuerst langsam an die Geschichte herangeführt, bevor er selbst in die gefährliche Welt der Vulkane eintauchen kann. Bevor die Handlung uns Leser auf eine spektakuläre und unvergessliche Reise schickt, gilt es erst einmal, die literarischen Figuren und ihre etwas komplizierten Beziehungen zu ergründen. Denn gerade die beiden Hauptfiguren, Jan und sein Vater André, haben in der Vergangenheit sehr wenig Zeit miteinander verbracht. Beide wachsen erst im Verlauf in ihre eigentlichen Rollen und nähern sich einander als Vater und Sohn. Was am Anfang einfach erscheint, wird während ihrer gemeinsamen Arbeit auf eine harte Probe gestellt, denn die verlorene Zeit kann niemand aufholen. Die einzige Konstante während Jans Trip ist Guilia, ein Mädchen, das er in den ersten Passagen kennenlernt und sich in es verliebt. Obwohl in vielen Passagen tausende von Kilometern zwischen ihnen liegen, schafft Guilia es immer, Jan durch schwierige Situationen zu begleiten und ihn aufzubauen. Die ganze Geschichte wird in Ich-Form aus der Sicht des Teenagers Jan erzählt, was sehr passend ist. Dadurch ist man quasi live am Geschehen, kann sich wunderbar in die Gedanken- und Gefühlswelt des Protagonisten, der auch eine wunderbare Identifikationsfigur darstellt, hineinversetzen, versteht seinen Handlungen besser und fiebert mit ihm mit. Vulkanjäger‹ ist sehr actiongeladen und wird deshalb bestimmt auch Jungs gut gefallen. Mit Jan ist Katja Brandis ein jugendlicher Held geglückt, der trotz fallweiser Selbstzweifel niemals aufgibt, weil er nicht nur Grips, sondern auch das Herz am rechten Fleck hat. Seine große Liebe Giulia ist kein passives Mädchen, das auf ihren Retter wartet, sondern ergänzt Jan perfekt. Die zarte Liebesgeschichte rundet das Katastrophenszenario ab. Der Vergleich mit dem Film "Titanik" kam bei mir nicht nur einmal auf. Die Dramaturgie ist ähnlich, da das Buch sich stark an der Heldenreise orientiert. Der Roman besticht durch eine feinfühlige Erzählweise. Die Dialoge sind locker und leicht, und trotzdem niemals platt. Die Liebesgeschichte um das Katastrophenszenario herum ist romantisch, ohne jemals ins Kitschige abzugleiten. Katja Brandis konnte mich mit ihrem bildgewaltigen Schreibstil restlos begeistern. Während des Lesens tauchte ich komplett ab in die Welt der Vulkane und vergaß fast alles um mich herum. Zeitweise kam es mir so vor, als würde Jan mich durch seine Augen blicken lassen oder mir gar seinen Körper leihen, um die Hitze der Lava am eigenen Leib zu spüren. Fazit: "Vulkanjäger" ist ein rasanter Abenteuerroman, mit jeder Menge Thrill und überraschender Wendungen. Leider war es am Anfang leicht langweilig, da man erst einmal ewig in die Vater-Sohn-Beziehung eingeführt wird, doch dann wird es schnell immer packender und auch heftiger. Das Finale trumpft dann mit einem epischen Katastrophenszenario in dem praktisch die halbe Welt gerettet werden muss, was mich sehr positiv überrascht hatte.

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