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Buchdoktor

Posted on 10.12.2020

Der erste Eindruck der Cover-Illustration: eine genderneutrale Figur, die jede Nationalität oder Identität haben könnte. Sie muss mir als Betrachter ihre Geschichte erst erzählen. Eine kleine Person blickt aus Bus oder Bahn auf winterliche Straßenszenen einer Stadt. Totalaufnahmen einer Großstadt wechseln ab mit kleineren Einzelbildern im Bus und außerhalb, umrahmt von dickem schwarzem Strich. Sich allein in der Stadt zurechtzufinden scheint dem Kind mit Kappe nicht leichtzufallen; dennoch wirkt es auf seinen Wegen routiniert. Der Text richtet sich an ein noch unbekanntes Du, für das sich das handelnde Kind verantwortlich fühlt und dem es Tipps gibt, wie es selbst in der Stadt zurechtkommen kann. Ein Schneegestöber wird inzwischen immer dichter – Zeit für die kleine Figur, dass sie nachhause kommt. Für sie selbst hat die Geschichte ein gutes Ende, aber was ist mit derjenigen, an die sie die ganze Zeit denken musste? Sydney Smith winterliche Geschichte vom Kleinsein in einer Großstadt ist auf den ersten Blick ein Abenteuer, das mit der Auflösung eines Rätsels und der guten Heimkehr des jungen Helden/der Heldin einen Abschluss findet. Ein vorbildliches Buch mit einer neutralen Hauptfigur, mit der sich Kinder unabhängig von Geschlecht, Nationalität und Kultur identifizieren können. Wer je ein Bilderbuch gesucht hat für ein Kind, das nicht blond und blauäugig ist, weiß das zu schätzen.

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