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Matzbach

Posted on 22.11.2020

Im achten Roman Volker Kutschewrs mit dem, wie sich zeigt, doppeldeutigen Titel "Olympia" geht es für Gereon Rath um alles. Nachdem er am Ende des Vorgängerromans vom Regen in die Traufe gekommen ist, weil er zwar den Erpresser von Marolw zur SS in Gestalt von Sebastian Tornow gewechselt hat, aber eben nicht seine Erpressbarkeit hatte beseitigen können. Nun, gut ein Jahr später, macht Tornow davon gebrauch. Kurz vor der Eröffnung der Olympiade in Berlin stirbt ein US-amerikanischer Funktionär. Die SS befürchtet einen kommunistischen Sabotageakt, um das Bild der sauberen und weltoffenen Stadt Berlin zu stören. Also wird Gereon Rath in die Polizeiwache im olypischen Dorf versetzt, offiziell, um dort seinen Dienst zu versehen, inoffiziell, um den vermeintlichen Verschwörern auf die Spur zu kommen. Tatsächlich stößt er bei seinen Ermittlungen auf einen ehemaligen Kommunisten, der im olympischen Dorf als Kellner eingesetzt worden ist. Die Tatsache, dass er inzwischen Mitglied der SA geworden ist, schützt ihn jedoch nicht vor Festnahme und Folter. Doch Rath hat so seine Zweifel, ob es tatsächlich den richtigen getroffen hat. Weitere Morde geschehen, und als Rath erkennt, was die Opfer miteinander verbindet, ahnt er, wer sein diabolischer Gegner ist. Domit ist er gezwungen, zwischen seinen diversen Gegner zu lavieren, um schadlos aus der Angelegenheit hervorzugehen. Volker Kutscher hat seinen Protagonsten in diesem Roman in eine fast aussichtslose Lage gebracht,aus der er sich nur mit unerwarteter Hilfe und viel Glück herausmanövrieren kann. Im Laufe der Ermittlungen begegnet er seinem ehemaligen Adoptivsohn Fritze, der als "Ehrendienstler" der HJ auf dem opymischen Gelände weilt und immer hart am kriminelllen Geschehen ist. Und kurzeitig sieht es sogar so aus, dass es für die drei, Rath, seine Frau Charly und Fritze so etwas wie ein Happy End geben könnte, aber es sieht eben nur so aus, bevor der große Paukenschlag kommt. Für den Leser ist das alles sehr spannend dargestellt, allerdings nimmt Kutscher so viele Handlungsfäden aus vorangegangenen Romanen wieder auf, so dass man sich fast ein Personeninventar wünscht, um sich so manch Vergessenens leichter in Erinnerung rufen zu können. So fehlt mir jegliche Erinnerung daran, dass die Gräfin Sorokina, die ich eher in die Verfilmung verorte, tatsächlich mal eine Romanfigur war. Angesichts des Endes hat man fast das Gefühl, dass sich Kutscher in eine Sackgasse manövriert hat, denn eine Fortsetzung bis in Jahr 1938, die der Autor wohl selbst einmal ins Gespräch gebracht hat, ist nur schwer vorstellbar. Ich habe da so eine Vermutung, die mit einem erneuten Identitätswechsel Raths und einer möglicherweise unfreiwilligen Veränderung seines Aussehens zu tun hat, aber warten wir gespannt ab, welche Lösung Kutscher anbietet.

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