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Lara B.

Posted on 21.11.2020

Die Cover der Reihe haben noch nie meinem Geschmack entsprochen. Angesichts des Inhalts muss ich aber zugeben, dass die Außengestaltung perfekt passt. Das auf alt gemachte Cover harmoniert sehr gut mit der Geschichte an sich. Auch, wenn ich kein Fan von der Aufmachung bin, kann ich diesbezüglich nicht viel entgegensetzen. Von Innen wurde die Gestaltung dem Äußeren angepasst. Die Kapitelanfänge haben alle eine Überschrift, die weder zu viel noch zu wenig über das Kapitel verrät, und sie sind in derselben altmodischen Schrift geschrieben wie der Titel. Schon auf den ersten Seiten konnte mich Ben Aaronovitch mit seinem Schreibstil teils begeistern, teils abschrecken. Das Buch ist sehr humorvoll und ironisch geschrieben, es gibt viele kleine Anekdoten, die ich mal mehr mal weniger verstanden habe, und so einige Male musste ich mir ein Schmunzeln verkneifen. Trotzdem hat der Schreibstil auch eine Sache an sich, die ich bei vielen Büchern nicht so gern mag, denn er ist sehr ausführlich. Bei den Büchern von Dan Brown hat mich das bisher nicht gestört, hier fand ich es teilweise eher nervig und langweilig. Der Protagonist ist noch sehr jung und scheint sich mit gefühlt jeder Sache auszukennen – die Architektur wurde detailreich beschrieben, ebenso wie die Umstände in anderen Jahrhunderten und physikalische Gesetze. Und das, obwohl Peter sein Abitur nicht geschafft hat. Durch die sehr ausschweifenden Beschreibungen hat sich das Buch oft gezogen und konnte mich nach der Hälfte einfach nicht mehr richtig fesseln. Auch, wenn ich so oder so nicht zum Lesen gekommen bin, hatte ich jetzt auch nicht das Bedürfnis, unbedingt weiterlesen zu müssen. Die Grundidee mag ich sehr gerne, wirklich. Die Umsetzung … Naja. Hat mich manchmal etwas enttäuscht beziehungsweise vielmehr überfordert. Im Klappentext kommt nicht so gut rüber, dass all die Dinge, die er erledigen muss, größtenteils zu ein und demselben Kriminalfall gehören, den Peter und sein Mentor Nightingale aufdröseln müssen. Aber dazu später. Zuerst einmal frage ich mich nämlich, wie das mit Mama und Papa Themse genau abläuft, beziehungsweise mit deren Kindern. Irgendwelche Kinder fallen in einen Fluss und sind daraufhin der Fluss selbst, oder wie? Da wurde mir eindeutig zu wenig erklärt, auch wenn der Hexenmeister selbst keinen Plan hat, was es mit den Themsegöttern auf sich hat. Die ganzen unterschiedlichen Handlungsstränge haben mich zusätzlich etwas überfordert, mal ganz davon abgesehen, dass die einzelnen Kapitel insgesamt vieeel zu lang für meinen Geschmack waren. Die neuen Absätze waren manchmal komplett aus dem Zusammenhang gerissen und haben für mich einfach nichts mehr mit dem vorherigen Kapitel zu tun gehabt. Sowohl Daniel aus auch mir ist außerdem aufgefallen, dass die Nationalitäten der einzelnen Charaktere eine unbegründet große Rolle in der Geschichte spielen. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob eindeutig diskriminierende Andeutungen gegenüber Menschen, die anderer Ethnizität sind, noch als Humor aufgefasst werden können. Da frage ich mich, warum der Verlag da nicht ein zweites Mal drübergeguckt hat. Die ganzen Anspielungen auf physikalische Regeln fand ich zudem nicht sehr verständlich erklärt. Der Autor ist teilweise davon ausgegangen, dass man sich mit Physik auskennt, wenn man sein Buch liest, aber es hat schon seinen Grund, weshalb ich Physik nach der neunten Klasse ohne Zögern abgewählt habe. Dafür habe ich die ganzen Anspielungen auf die lateinische Sprache verstanden – und habe mich auch manchmal darüber aufgeregt, dass Peter einfache, aus vier Wörtern bestehende Sätze, nicht übersetzen konnte, obwohl die Bedeutungen der Wörter abzuleiten gewesen sind. Ich meine, er kennt alle unwichtigen, schwierigen Wörter auswendig, aber die ganzen einfachen, die in der lateinischen Sprache in fast jedem Satz mindestens einmal verwendet wird, nicht? Das Setting konnte für mich aber noch vieles rausholen. Zwar wurde davon ausgegangen, dass man sich in London überall auskennt, aber ich habe so viele Ortsbeschreibungen wiedererkannt von meiner Greater-London-Fahrt letzten Herbst. Ich habe mich teilweise wieder an den Picadilly Circus, den Null-Meridian, die Victoria Station oder Covent Garden zurückversetzt gefühlt, was wirklich ein schönes Erlebnis war. Was mich am meisten gestört hat, war das Ende. Die letzten drei Kapitel waren komplett aus dem Kontext gerissen und es gab überhaupt keine Erklärungen. Wie macht Peter auf einmal eine Zeitreise, und weshalb muss er dafür von einem Vampir ausgesaugt werden? Warum hat er den Wiedergänger in der Vergangenheit getötet, aber nicht in der Gegenwart? Wieso verhält sich der Wiedergänger plötzlich so friedfertig? Okay, nachdem ich bei der Handlung so sehr ausgeschweift bin, fasse ich mich bei den Charakteren ein bisschen kürzer xD Ich mochte Peter als Protagonisten sehr gerne, da er ein wirklich sympathischer junger Constable ist, dem man einen Kriminalfall ohne zu Zögern anvertrauen kann, da er aufs Ganze geht und nicht aufgibt, bevor er das Rätsel gelöst hat. Zudem ist er ein sehr guter Freund gegenüber Lesley und unterstützt sie selbst dann noch, als es mit ihr den Bach runter geht (ich will nicht spoilern, deshalb geht es nicht genauer). Auch Nightingale fand ich von Anfang an ziemlich cool, genau wie Beverley, Lesley und Molly. Bei letzterer fand ich es jedoch ein bisschen komisch, warum nie mit einem einzigen Wort erwähnt wurde, was sie ist – selbst, als es zum Endspurt kam und sie eine größere Rolle gespielt hat.

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