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elena_liest

Posted on 31.10.2020

Die Salvatore-Brüder, die Cullens, oder auch "Der kleine Vampir" - sie alle sind angelehnt an DEN Vampir-Roman schlechthin: Bram Stokers "Dracula". Das Buch soll DER Gruselroman sein, ein Klassiker unter der Spannungsliteratur. Klingt alles sehr gut, nur leider hat das wohl meine Erwartungen etwas zu hoch geschraubt. Aber erst mal zur Geschichte: Der Londoner Rechtsanwalt Jonathan Harker reist auf Wunsch seines Chefs nach Rumänien, zum Grafen Dracula, da dieser vor Kurzem ein Haus in London erworben hat und noch einige rechtliche Dinge zu klären hat. Schon bei der Ankunft spürt Jonathan ein großes Unbehagen und von Zeit zu Zeit passieren auf der Burg des Grafen Dinge, die fernab aller Realität sind und Jonathan fast um den Verstand bringen... Ich muss sagen: die ersten etwa 100 Seiten waren brilliant. Jonathans Aufenthalt auf der Burg des Grafen Dracula war genau das, was ich mir von dem Buch gewünscht hatte. Es war gruselig, es war stimmungsvoll, es hat mich erschauern lassen. Schade nur, dass dieser Handlungsstrang dann nach so kurzer Zeit schon endet und danach ein über hunderte von Seiten lang gezogenes Geplänkel zwischen den verschiedensten Figuren mit nur sehr, sehr wenigen Auftritten von Dracula beginnt. Mir schien es, als würde Stoker seine Geschichte immer wieder in Fahrt bringen und wenn es dann endlich mal spannend werden könnte, macht er eine Vollbremsung, bei der sogar der Airbag vor Langeweile ausgelöst wird. Anstatt die Handlung voranzutreiben, treibt der Autor sie lieber in die Tiefe, durch ellenlange Gespräche, Gedankengänge und zig Wiederholungen. Daran lag es wohl auch, dass ich das Buch über fast zwei Monate hinweg gelesen habe. Positiv fand ich aber den Schreibstil und Aufbau des Buches: es besteht aus Tagebucheinträgen, Briefen und Zeitungsartikeln. Zwischendurch wurde es durch eine gut gelungene Protagonistin dann doch nochmal etwas rasanter, leider hat man aber als Leser*in nicht viel Freude an ihr, da sie nach kürzester Zeit verstirbt. Blöd gelaufen für mich. Am Ende knüpft Bram Stoker nochmals an das Potential vom Anfang an, leider aber viel zu spät. Für meinen Geschmack hätte das Buch einfach ein paar hundert Seiten weniger haben können. Ich verstehe, warum so viele das Werk so toll finden und das Buch ist völlig zurecht ein Klassiker und Vorbild für all die Vampire, die nach Dracula kamen. Nur leider hat es mich einfach nicht so richtig mitreißen können. Ich vergebe 3 / 5 🌟.

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