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fernweh_nach_zamonien

Posted on 29.10.2020

Inhalt: Nachdem Enolas Mutter spurlos verschwunden und Enola selbst dem drohenden Internatsleben nur knapp entkommen ist, hat die 14-Jährige inzwischen unter falschem Namen in London ein Büro eröffnet. Ihre großen Brüder Mycroft und Sherlock suchen derweil noch immer nach ihr. Schließlich ist eine junge Dame ihrer Ansicht nach keineswegs in der Lage, alleine in den Straßen Londons zurechtzukommen. Enola allerdings bleibt kaum Zeit, darüber zu grübeln, denn die 16-jährige Lady Cecily Alistair ist verschwunden und als wissenschaftliche Personen-Finderin ist Enola fest entschlossen, die Lady aufzuspüren. Altersempfehlung: ab 12 Jahre Mein Eindruck: Dies ist der zweite Band der Enola-Holmes Reihe und es empfiehlt sich, den ersten zu kennen. Auch wenn zu Beginn des zweiten Abenteuers die Ereignisse und Personen kurz umrissen werden, fehlen im Hinblick auf die Entwicklung der Protagonistin wichtige Informationen. Das Abenteuer ist im Präsens und in der Ich-Form aus Enolas Sicht geschrieben. Der Schreibstil ist mitreißend und trotz Handlung im Jahr 1889 gut verständlich. Ein wenig erinnert er sogar an die Sherlock Holmes Romane. Enola (rückwärts gelesen Alone = allein) ist mit ihren 14 Jahren das jüngstes Kind und es gewohnt, alleine zurechtzukommen. Der älteste Bruder Mycroft arbeitet für die Regierung und der mittlere Bruder Sherlock ist der berühmteste Detektiv Englands. Enola muss sich aber keineswegs hinter ihren großen Brüdern verstecken. Sie ist gewitzt und mutig, aufgeschlossen und hat den großen Vorteil, dass Frauen generell unterschätzt werden und sich Enola inzwischen - im Gegensatz zu den Männern - in der Welt der weiblichen Verhaltensweisen und Eigenarten bestens auskennt (Figurformer/Korsett, Sprache der Blumen und damit verbundene Geheimcodes). Zudem besitzt sie - wie ihr Bruder Sherlock - eine rasche Auffassungsgabe, Menschenkenntnis und Methode und sie ist eine Meisterin im Verkleiden. Sie führt ein gefährliches Leben und muss sich weiterhin versteckt halten. Tagsüber arbeitet sie für den nicht existenten Personenfinder Dr. Leslie T. Ragostin als Sekretärin Miss Ivy Meshle und streift Nachts als stumme Nonne durch die Elendsviertel Londons, um den Armen und Ausgestoßenen zu helfen. Wie auch Enola hält sich die Mutter, Lady Holmes, versteckt. Die Frauenrechtlerin, Freidenkerin und Künstlerin genießt ihre Freiheit und die beiden kommunizieren ausschließlich durch chiffrierte Annoncen in den Frauenzeitschriften. Es wimmelt auch in diesem Abenteuer wieder von Geheimcodes. Diese sind aber für jüngere Leser bereits leicht zu entschlüsseln bzw. die Schlussfolgerung wird detailliert erklärt. Im zweiten Band wird die Entwicklung der Charaktere weiter geführt und vor allem Enolas Zerrissenheit (unentdeckt bleiben und ihre Freiheit behalten obwohl sich ihr Bruder Sherlock sorgt) ist ein zentrales Thema. Das Setting ist detailreich geschildert und - wie man es vom viktorianischen London beinahe erwartet - atemberaubend und atmosphärisch sehr gelungen. Außerdem erfährt man viel über das Leben, den Alltag, die Erziehung im Jahr 1889. Dieses Mal ist auch der Fall der verschwundenen linkshändigen Lady interessant und spannend gestaltet. Er hat mir viel besser gefallen als der erste und die logischen Schlüsse Enolas ermuntern den Leser zum Mitdenken und Mitkombinieren. Das Ende lässt erneut auf eine Reihe weiterer spannender Detektivgeschichten hoffen. Ich freue mich schon auf die nächsten Fälle von Enola Holmes! Bisher wurden in Deutschland vier davon veröffentlicht. Fazit: Der zweite Band der spannenden und erfrischend anderen Jugend-Krimi-Reihe mit einer starken und mutigen Protagonistin im viktorianischen London. Erneut atmosphärisch und sprachlich sehr gelungen ist der zweite Fall eine Steigerung des ersten und lässt auf weitere charmante und mysteriöse Detektivgeschichten zum Miträtseln hoffen. ... Rezensiertes Buch "Ein Enola Holmes Krimi - Der Fall der linkshändigen Lady" aus dem Jahr 2019

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