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SternchenBlau

Posted on 21.10.2020

Diese Frauen sind mir lieber als jeder Superman! „Willkommen zur Feier, denn dieses Buch ist eine Feier und ein Dankeschön für unsere Mama Superstars.“ So positiv starten Melisa Manrique und Manik Chander ihr tolles Buch, das wirklich ein Fest geworden ist. Elf Mamas stehen hier im Mittelgrund. Ein ganzseitiges, toll gestaltetes Bild von Marta Pucci setzt sie so richtig in Szene. (Das ganze Layout finde ich übrigens klasse.) Diese Frauen sind mir lieber als jeder Superman. Das Empowerment, das dieses Buch transportiert ist so richtig klasse. Jetzt habe ich keine Migra Mum und ich vermute, dass es für Kinder migrantischer Eltern nochmal stärker sein wird. Vieles kann ich genauso auf meine Mama beziehen. Die Frauen stehen klar im Mittelpunkt. Die Männer kommen zwar vor, aber sie sind halt das Beiwerk, das es für die Kinder so braucht. Und gleichzeitig wird über alle so respektvoll geschrieben. Die Porträts sind gemeinsam mit den Töchtern entstanden und folgen immer wieder den gleichen Schwerpunkten: Tochter, Verblüfft, Berührt, Glücklich, Nachdenklich. Es sind Schlaglichter, kleine Anekdoten und große Gefühle, die in ihrer Prägnanz diese Mütter und Töchter ganz lebendig vor meinem inneren Auge werden. Spannend fand ich auch immer wieder den Außenblick auf die deutsche „Mehrheitsgesellschaft“. Manches ist mir mittlerweile hochnotpeinlich. Wie kann man nur Kinder vor dem Abendessen nach Hause schicken? (Das war bei uns und meinen „biodeutschen“ Eltern zum Glück nie der Fall.) Apropos Essen: Authentische Rezepte aus den Familien runden die Vorstellung der elf Frauen ab. Ich bin beim Lesen in so ein ganz positives Kind-Gefühl reingerutscht. In eine Dankbarkeit meinen Eltern gegenüber und ich musste auch an eigene Kindheitserinnerungen denken. Dieses sehr wertschätzende Gefühl, das ist wirklich wundervoll an diesem Buch. (CN / Content Note für Menschen, die schwierige Beziehungen zu ihren Eltern erfahren mussten. Da könnte das Buch vielleicht einiges aufrühren. Dieses Buch sollten alle lesen, denn es zeigt das vielfältige Deutschland, in dem ich gut und gerne lebe. Damit es breit gelesen werden kann, haben die Autorinnen einen ganz wundervollen Stil gewählt. Das Buch ist durchgängig in einfacher Sprache auf C1-Niveau geschrieben, damit haben auch viele Migra-Mamas Zugang zum Buch. Und obwohl die Sprache leicht verständlich ist, wirkt sie nicht zu simpel oder redundant, sondern vielmehr peppig und witzig. Großen Respekt an die beiden Autorinnen dafür. Schade finde ich, dass leider diese einfache Sprache nicht noch mit genderneutraler Sprache kombiniert wurde. Das wurde von Versuchslesenden wohl als zu schwierig empfunden. Nachdem das aber auch das Todschlagargument gegen gendergerechte Sprache ist, bedauere ich das sehr. Zwei weitere Aspekte fehlten mir noch ein wenig, so dass ich nicht die volle Sternenzahl vergebe: Die Mütter sind alle sehr gut ausgebildet migriert (auch, wenn sie leider nicht alle in ihren erlernten Berufen arbeiten konnten). Aber vielleicht folgt das ja in einem zweiten Band. Negative Aspekte werden nur am Rande erwähnt, wie z.B. eine arrangierte Ehe oder Rassismuserfahrungen. Aber nein, das fiel mir nur auf. Es ist nämlich Teil der Konzeption des Buches: „Vom ersten Tag an war uns klar, dass wir die andere Seite der Migration zeigen müssen. Die Seite der Medaille, die zeigt, dass Migrant*innen besondere Beispiele für Kreativität, Widerstandsfähigkeit, Mut, Spaß und Erfahrungsreichtum sind.“ Lasst uns das alle feiern! Fazit Wundervoll, das ist die Welt, in der wir alle gut und gerne leben können mit tollen Mamas und tollen Töchtern. Eine herzliche Empfehlung und 4,5 von 5 Sternen!

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