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sinnesgleich

Posted on 21.10.2020

"Frauen haben in all diesen Jahrhunderten als Spiegel gedient, ausgestattet mit der magischen und köstlichen Kraft, die Gestalt des Mannes doppelt so groß wiederzugeben. Deshalb bestehen Napoleon und Mussolini so emphatisch auf der Unterlegenheit der Frauen, denn wären sie nicht unterlegen, würden sie nicht länger vergrößern.Das erklärt zum Teil, warum Frauen für Männer oft so unverzichtbar sind. Und es erklärt, warum ihre Kritik auf Männer so beunruhigend wirkt (...)." Virginia Woolfs ,,Ein Zimmer für sich allein" ist ein Klassiker der feministischen Literatur und eines der meistrezipiertesten Werke der Frauenbewegung. Ihr Essay setzt sich aus zwei Vorträgen zusammen, die sie an den beiden ersten Colleges hielt die Frauen zum Studium zuließen. Ihre Vorträge sollten "Frauen und Literatur" thematisieren. Wir begleiten sie in ihrem Essay also bei der Suche nach etwas, das man dazu erzählen könnte. Woolf stellt bei ihrer Recherche nämlich schnell fest, dass sich das gar nicht so einfach gestaltet. Daraufhin beginnt sie sich nach und nach Fragen zu stellen. Warum sind Frauen arm? Wieso gibt es so viele Werke von Männern über, aber keine von Frauen? Was benötigt eine Frau um als Schriftstellerin arbeiten zu können? Nicht auf all ihre Fragen findet sie eine abschließende Antwort. Eines findet sie jedoch mit absoluter Sicherheit heraus: eine Frau braucht ein eigenes Zimmer und zumindest 500 Pfund im Jahr um eine Schriftstellerin werden zu können. Sie äußert zudem eine Menge interessanter und visionärer Theorien zur damals wie heute bestehenden sozialen sowie ökonomischen Benachteiligung der Frau. Das macht sie mit so viel sprachlicher Eloquenz, dass ich gar nicht anders konnte als ganze Abschnitte zu markieren. Woolfs Werk ist ein absolutes must-read! Ihr Essay ist nicht nur eine regelrechte Grundlagenlektüre für all jene die sich mit dem Thema Feminismus beschäftigen, sondern auch aktueller denn je. An dieser Stelle möchte ich euch besonders die sehr gelungene Neuübersetzung (und das Nachwort) von Antje Rávik Strubel, erschienen im Kampa Verlag, empfehlen! Das Cover ist auch ein toller Hingucker😍 {Rezensionsexemplar vom @kampaverlag ! Vielen Dank}

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