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Gabriele Feile

Posted on 17.10.2020

Die Zeit ist reif Vor 10 Jahren, im Oktober 2010, startete die Gemeinwohlökonomie-Bewegung. Ausgehend von Österreich, wo Attac-Österreich-Mitgründer Christian Felber und ein paar andere Aktivisten Nägel mit Köpfen machten. Das erste Buch zum Thema kam bereits im August 2010 heraus. Obwohl ich schon kurz darauf das erste Mal von der GWÖ hörte, dauerte es bis 2020 (und brauchte eine Pandemie), bis ich das Buch endlich las. Kompakt und dennoch detailliert Die aktualisierte Ausgabe ist von 2017 und vermutlich schon wieder „veraltet“. Die Grundlagen der GWÖ werden in dem doch recht kompakten Büchlein auf 215 Seiten + Anhang von Christian Felber erklärt. Zunächst ist wichtig zu wissen, dass das Wort „Ökonomie“, das griechischen Ursprungs ist, das „Gemeinwohl“ beinhaltet. In unserem jetzigen Wirtschaftssystem spielt das Gemeinwohl allerdings kaum eine Rolle. Man geht davon aus, dass wenn jede:r (egoistisch) für sich sorgt, automatisch alle, also auch das Gemeinwohl, davon profitieren. In zahllosen Verfassungen hingegen, zum Beispiel in der des Freistaates Bayern, steht etwas anderes. „Die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Gemeinwohl.“ Sogar in der Präambel der Verfassung der USA steht „Förderung des Gemeinwohls“. Felber reist mit seinen Leser:innen durch die einzelnen Bereiche der Wirtschaft und geht detailliert auf Themen wie Geld, Eigentum (inklusive Erbrecht), Motivation und Sinn und Demokratie ein. Er stellt lange existierende, globale Vorbilder vor und macht Mut, sich ans Umsetzen zu machen. Dafür gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um sich in der Bewegung selbst zu engagieren oder als „verlängerter Arm“, etwa als Auditor:in, Berater:in, Botschafter:in etc. Auch kleine Schritte, wie zum Beispiel das Ansprechen von Unternehmen auf das Erstellen einer Gemeinwohlbilanz, sind wirksam. Häufige Fragen In den Antworten zu den häufigen Fragen geht Felber auf genau die Gedanken ein, die Leser:innen haben können. Selbst diejenigen, die offen sind für alternative Modelle, werden sich dabei ertappen, die alteingesessenen Argumente des Kapitalismus anzubringen. Das ist verständlich, da die meisten von uns nur dieses eine Wirtschaftssystem kennen. Es zeigt auch, wie stark wir von Attributen wie Wettbewerb, Profit und Kampf beeinflusst sind. Auch wenn wir all das nicht zu unseren persönlichen Werten zählen. Hier sehe ich selbst die größte Hürde hin zu einem Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft: Wir können uns etwas anderes schwer vorstellen, weil wir es nicht er-lebt haben bisher. Und weil wir glauben, wir leben in der besten aller Welten. Eindringliches und versöhnliches Schlusswort Genau darauf geht Felber am Ende noch ein. Er erwähnt, dass zahlreiche wissenschaftliche Forschungen ergeben haben, dass ein Weniger an Ressourcenverbrauch und materiellem Konsum keine Verminderung der Lebensqualität und -komfort bedeuten muss, sondern eher das Gegenteil. Mit sauberen Flüssen und Meeren, natürlichen Wohnungen und Häusern, die ohne Öl und Gas auskommen, komfortabler Mobilität durch kurze Distanzen, stressfreierem Arbeitsleben, fehlender Armut, verschwundener Giga-Konzerne, Daten-Kraken und Finanz-Monster und einer echten Demokratie (…) lebt es sich schlicht und ergreifend besser. Meine Empfehlung Das Buch „Gemeinwohlökonomie“ ist verständlich geschrieben, deckt blinde Flecken in unserem Denken auf und ermutigt zu einem „Andersleben“. Die Erfolge, die auf der GWÖ basieren und die international sind, sprechen für sich. Sprechen wir also darüber und unterstützen die GWÖ!

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