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stephanienicol

Posted on 5.10.2020

Ben und Hanna sind seit Jahren die besten Freunde. Und Hanna ist Bens einzige Freundin, denn Ben ist anders als die anderen Jungen. Tollkühner, mutiger, außergewöhnlicher. Er liebt es, die verbotenen Dinge zu tun, Graffitis an Wände zu sprayen, Geschichten zu erzählen und sich von der Masse abzuheben. Doch bald trennen sich die Wege von Hanna, wenn Ben nach Berlin geht und Hanna nach Regensburg. Deswegen packen sie nach dem Abitur ihre Sachen und fahren mit dem Auto Richtung Norden, bis ans Meer. Dort gehen sie schwimmen, lernen eine Legende kennen und erstellen eine Liste, mit all den Sachen, die sie noch tun möchten. Es klingt mittlerweile schon sehr abgedroschen, aber auch bei diesem Buch bin ich vorrangig wegen des Buchcovers neugierig geworden. Jeder, der auch nur ein bisschen das Meer mag, wird es wahrscheinlich lieben und so mag ich es auch sehr. Ich finde auch, dass es sehr gut zum Inhalt dahinter passt und die Stimmung gut wiederspiegelt. Außerdem ist es mal ein etwas anderes Cover, als bei Jugendromanen üblich. Und auch die Geschichte hebt sich ein bisschen von den sonst üblichen Geschichten ab. Zum einen hat die Autorin nämlich einen sehr schönen, sehr bildhaften Schreibstil und so schafft sie es, selbst einfache Tätigkeiten fast schon poetisch zu beschreiben. Das mochte ich ganz gerne, habe mir auch etliche schöne Sätze markiert, jedoch hatte ich manchmal auch hin und wieder das Gefühl, manche Beschreibungen wären doch etwas zu viel, zu gewollt. Doch ich gebe zu, das ist Rumgejammere auf sehr hohen Niveau und höchstwahrscheinlich bin ich auch die Einzige, die solch einen Eindruck hat. So oder so – Ulla Schelers Schreibstil hebt sich ab, ist eine Spur außergewöhnlicher, als man es gewohnt ist. Und das ist durchaus ein Pluspunkt. Damit und mit dem Meer als Mittelpunkt der Handlung kreiert Scheler zusätzlich eine wunderbare Stimmung. »Nachdem ich ein Buch beendet hatte und die Helden noch neben mir saßen, hatte ich meine Tasche gepackt, mich vor die Tür gesetzt und in die Dunkelheit gestarrt. Wenn ich nur lange genug dort warten würde, dann würde das Abenteuer vorbeilaufen und mich mitnehmen.« – Seite 46 Die gesamte Handlung an sich fand ich im Grunde genommen wirklich gut und ich glaube, ich hätte sie überragend gut gefunden, wenn viele Ereignisse für mich nicht irgendwie doch vorhersehbar gewesen wären. Wenn man die Vorhersehbarkeit außer Acht lässt, enthält Hannas und Bens Geschichte nämlich alles, was man sich von einem guten Jugendroman nur wünschen kann: viel Spannung und viele Gefühle. Und mit Gefühlen sind nicht ausschließlich romantische Gefühle gemeint, sondern die gesamte Palette an vorhandenen Emotionen. Schade, dass da vor allem der Klappentext zu dieser Vorhersehbarkeit beiträgt – denn das, was dieser Text andeutet, passiert erst in der zweiten Hälfte der Geschichte und bis dahin wartet man als neugieriger Leser eigentlich nur auf dieses Ereignis hin. Trotzdem ist es im Ganzen betrachtet, eine etwas andere Geschichte. Auch wenn ein Aspekt meiner Meinung nach unnötig ins Klischeehafte abrückte, so heben sich der Rest der Handlung und auch Hanna und Ben als Charaktere deutlich von der mittlerweile etwas eintönigen Menge ab. Insbesondere Ben bleibt bis zum Ende hin ein sehr undurchsichtiger Charakter, den man einfach nur entschlüsseln und verstehen möchte. Ein bisschen hätte ich mir ja gewünscht, auch seine Erzählperspektive zu erfahren. „Es ist gefährlich, bei Sturm zu schwimmen“ konnte mich vor allem mit seinem Schreibstil und der etwas anderen Handlung überzeugen. Wäre die Handlung für mich nicht ganz so vorhersehbar, dann hätte mich dieser Roman durchaus vollkommen begeistern können. So ist es aber dennoch eine lesenswerte Geschichte für all diejenigen, die einen Jugendroman abseits des Mainstreams lesen möchten.

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