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stefanie aus frei

Posted on 15.9.2020

Verhalten der Protagonistin UND Buch hirnrissig bis gefährlich Absoluter Flop. Und das ärgert mich. Ich lese gerne Klaus-Peter Wolfs Ostfriesen-Krimis. Das hier ist nun eher für Jugendliche geschrieben, was aber nicht wirklich im Vordergrund steht, wenn man vom Alter seiner Protagonisten absieht. Das Buch ist gut geschrieben, lässt sich flüssig lesen. Warum trotzdem ein Flop? Na ja, weil der rote Faden der Haupthandlung total hirnrissig ist bis gefährlich. Da bekommt Schülerin Johanna Rosen geschenkt, anonym, dann ruft ein Unbekannter an, um sich mit ihr zu verabreden. Sie hält das ganze für eine Art „Treuetest“ ihres Freundes, der wegziehen musste, und ignoriert die Aufforderung entsprechend. Am nächsten Tag erfährt sie, dass es nachts nahe des Treffpunktes Todesfälle gab, weil jemand Mülleiner auf die Fahrbahn warf. Der Unbekannte ruft wieder an und bekennt sich zu der Tat. In der Folge fordert der anonyme Anrufer immer wahnwitzigere Aktionen von der Gymnasiastin, droht mit Konsequenzen (immer ohne Beweise für seine Behauptungen) für die Allgemeinheit, dann auch für ihre Familie – und die, mit Verlaub, komplett dusselige Trine lässt sich weitgehend darauf ein. Wie idiotisch ist das? Wir reden hier nicht von Mobbing in einer Gruppe, der man schwer entfliehen kann, wir reden von EINEM Anrufer gegenüber einer als intelligent geschilderten Oberstufenschülerin. Wir reden von teils gefährlichen, teils kriminellen „Liebesproben“ wie nackt nur einen Mantel anzuziehen und eine Straße entlang zu laufen und den Mantel bei jedem Anruf zu öffnen oder Lebensmittel zu stehlen. Johanna vertraut sich zwar ihrem Freund an, aber keiner kommt auf den Gedanken, die Polizei hinzuzuziehen, einen Lehrer, Eltern, Freunde, Beratungsstellen, die Patentante,… Ja, die Eltern sind hier eher mit sich beschäftigt, von den Polizisten (es gibt Tote, die der Stalker für sich beansprucht) ist maximal einer zu ertragen, mit Lehrern sprechen Teenager vielleicht eher nicht (Beratungslehrer? anonyme Hotline?) – aber Freund Leon hat zum Beispiel einen netten Chef, den er schätzt und das auch noch bei der Presse. Vielleicht hätte ich die Geschichte geglaubt, wenn die Herleitung etwas langsamer gewesen wäre, also erst mehr Geschenke, mehr Schmeicheleien, dann eine langsame Steigerung von Mutproben? Denn genau dieses Vorgehen scheint sowohl für Islamisten als auch für Pädophile zu funktionieren, was mich aber auch nicht tröstet. Selbst zum Schluss, als Leon klar ist, dass Johanna konkret in Gefahr ist, als er weiß, wer der „Verehrer“ ist und wo sich die beiden befinden – selbst da postet seine Begleitung, deren Schwester das gleiche passiert war, lieber auf Facebook, als die Polizei zu rufen? Nicht einmal mit einer Art Notlüge, dort brenne es, Einbrecher, Drogen oder was auch immer? Nein, KEINE Aufforderung zu Fehlalarmen, hier ist die Gefährdung eindeutig (die Schwester von Leons Begleitung hat Selbstmord begangen, weil sie die Anrufe nicht mehr aushielt). Leider auch kein Schlusswort mit Hinweisen zu Stalking, einer Telefonhotline für Schüler, Beratungsstellen, irgend etwas - nichts.

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