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sinnesgleich

Posted on 10.9.2020

Trevor Noah erblickte 1984 im südafrikanischen Township Soweto als Sohn einer Xhosa und einem Schweizer das Licht der Welt. Unter dem Apartheidregime stellt dies einen schwerwiegenden Gesetzesbruch dar und er wird somit sozusagen schon als Verbrechen geboren. In insgesamt 18 Kapiteln erzählt er seine Lebensgeschichte. Eine Geschichte die gezeichnet ist von der südafrikanischen Kultur, dem Erwachsenwerden unter nicht ganz einfachen Umständen und der besonderen Beziehung zu seiner Mutter. Gleichermaßen ist seine Erzählung aber auch geprägt von Unmenschlichkeit, Rassismus und der Befreiung vom Apartheidregime. Trevor´s rebellische und religiöse Mutter, Patricia Nombuyiselo Noah, nimmt in seiner Autobiografie dabei eine ganz besondere Rolle ein. Man liest aus jeder Zeile die tiefe Dankbarkeit die er ihr gegenüber empfindet heraus. Dieser starken Frau, die versucht hat ihn vor dem Teufelskreis der Armut, Gewalt und des Rassismus zu schützen. Ich bin noch immer von dieser Frau fasziniert und bewundere sie für ihren Mut den sie, trotz der widrigen und gefährlichen Umstände unter denen sie und ihre Kinder lebten, niemals verlor. Noah ist außerdem ein absolutes Sprachtalent! Da er als "Mischling" galt, und somit weder von den Weißen noch von den Schwarzen vollständig akzeptiert wurde, lernte er schnell wie wichtig Sprache ist. Sie prägt nicht nur das Zugehörigkeitsgefühl, sondern kann auch Respekt gegenüber der anderen Kultur vermitteln und somit vermeintliche Barrieren einreißen. Interessant war in diesem Kontext auch welchen Nutzen Sprache für ein rassistisch strukturiertes System, wie die Apartheid, haben kann und wie wichtig sie ist. Genauso charismatisch und humorvoll wie man Noah aus seinen Auftritten kennt, liest sich auch seine Biographie. Dabei sind seine Schilderungen stellenweise auch sehr herzzerreißend und verlieren durch die kleine Prise Humor weder an Schwere noch Tiefe. Ich habe beim lesen viel gelernt, entsetzt den Kopf geschüttelt aber auch gelacht. Lediglich die Zeitsprünge und gelegentlichen Wiederholungen fand ich hin und wieder etwas verwirrend. "Farbenblind" ist meiner Meinung nach eine fantastische Autobiographie eines faszinierenden, starken jungen Mannes die jeder gelesen haben sollte!

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