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Marcus Jordan

Posted on 26.4.2018

Es mag an der Übersetzung liegen, aber ich hätte sprachlich hier keinen Nobelpreisgewinner vermutet. Zumindest auf Deutsch fand ich es stilistisch etwas redundant. Das Buch ist sehr besonders und dafür hab ich es gemocht - irgendwie habe ich noch nie etwas gelesen, was ich auf langen Strecken so langweilig fand und was man doch nicht weglegen konnte. Am Anfang kommt es daher wie eine Internatsgeschichte und nur nach und nach sickert es durch zum Leser, dass etwas nicht stimmt. Das funktioniert einfach super und baut enorm Spannung auf. Ich möchte die Geschichte nicht "spoilern", aber sie hat eine für mich eindeutige Pointe, eine "message": der Klon ist die Metapher für uns alle und wie er, gefangen in seinem täglichen Geschehen und seinen Nöten, so hinterfragen auch wir nicht und brechen nicht aus. Wir bedienen kranke Systeme, obwohl wir genau wissen, dass sie krank sind. Wir stellen offensichtlich notwendige Fragen nicht, obwohl wir genau sehen, dass sie zentral relevant sind - aus Angst vor der Antwort und aus Bequemlichkeit. Das ist eine grundsätzliche und enorme Aussage und es ist eine intime Ansprache. Trotzdem war es mir etwas zu viel Buch dafür.

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