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sabsara

Posted on 3.7.2020

Wer hat meinen Vater umgebracht, der Titel eines Buches voller Vertraulichkeiten und Erinnerungen, enthält kein Fragezeichen, weil es keine Frage ist, sondern eine Selbstbeobachtung, die Selbstbeobachtung eines Sohnes, der über seinen Vater spricht, ein Vater, der nicht antworten kann, weil er nicht mehr von dieser Welt ist. Schmerzhafte, manchmal bewegende Erinnerungen folgen aufeinander, sind ohne chronologische Reihenfolge datiert, und was mir wieder einmal auffällt, ist die schreckliche Feindseligkeit eines Vaters gegenüber einem Sohn, den er zutiefst liebt, dessen weiche Seite er aber nicht akzeptieren kann. Édouard Louis zeigt diese Seite, nimmt sie an und leidet zu Hause und draußen unter den Folgen. Und ignoriert dabei nicht die Klassenfrage. Es ist ein sehr persönliches, intimes, sehr bescheidenes Buch und gleichzeitig ein universeller und politischer Text, in dem Édouard Louis seine Wut auf die Politiker, die seinen Vater gebrochen haben, eindringlich zum Ausdruck bringt. Ein sehr zeitgenössisches Buch, ein sehr bewegendes Buch!

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