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kupfisbuecherkiste

Posted on 2.7.2020

USA, Ende des 19. Jahrhunderts. In den Südstaaten blüht der Sklavenhandel. Tausende Schwarze werden versklavt, misshandelt, gefoltert, vergewaltigt und missbraucht. Viele Sklaven versuchen zu fliehen, und werden doch wieder gefangen genommen, zur Strafe werden sie hart bestraft, zum Teil auch aufgeknüpft oder auf andre grausame Weise getötet. Wer den Sklaven bei der Flucht hilft, und erwischt wird, den ereilt selten ein besseres Schicksal. Es wird regelrecht Jagd auf Sklaven und deren Helfer gemacht, und mit aller Gewalt den vermeintlichen Feind an den Pranger gestellt. In dieses grausame Szenario packt Colson Whitehead die Geschichte von Cora, die als Sklavin auf der Randallfarm lebt. Nachdem ihre Mutter Mabel erfolgreich geflohen ist, ist Cora auf sich selbst gestellt. Auch Caesar will fliehen, und überredet Cora schlussendlich doch die Flucht anzutreten. Caesar weiss von der Underground Railroad, einem Schienennetz im Untergrund, welches von Sklaven und Helfern gebaut wurde. Das Schienennetz bleibt versteckt im Untergrund, man weiß nie genau, wann ein Zug fährt, und wohin dieser fährt. Die Einstiege werden von verschiedenen Personen geschickt versteckt, so dass nur die Menschen davon wissen, die davon gebrauch machen. Doch die Sklavenhändler lassen sich irgendwann auch nicht mehr täuschen, und zerstören mutwillig die Einstiege. Während die Flucht noch am Anfang zu glücken scheint und Cora mit Caesar durchatmen kann, trügt das Glück. Cora wird von Caesar getrennt und muss sich von nun an alleine durchschlagen. Verfolgt wird sie von Randall, dem Farmbesitzer, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, die antrünnigen Sklaven wieder zurück auf die Farm zu bringen. Colson Whitehead nimmt hier kein Blatt vor den Mund. Schonungslos lässt Whitehead seine Protagonisten und Leser zittern um jede Minute Freiheit. Das Schicksal Coras hat einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Auch wenn sie von verschiedenen Seiten Hilfe erfahren hat, so wurden Cora auch genügend Steine in den Weg gelegt. Und dennoch ging diese starke Frau beharrlich ihren Weg. Die Entbehrungen, die Cora und ihre Mitstreiter durchleben müssen, gehen unter die Haut und hinterlassen ein ungutes Gefühl. Wie kann die Menschheit so brutal und kaltschnäuzig handeln? Für Cora und ihre Mutter mag es ein vermeintliches Happy End geben. Dennoch mussten viele Sklaven und Freiheitsrechtler einen sehr hohen Preis dafür zahlen, dass sich die Situation des Sklavenhandels verbessert hat. Und doch war es ein harter steiniger Weg. Wer dieses Buch in den Händen hält, sollte sich dessen bewusst sein, dass hier eine Geschichte des Sklavenhandels erzählt wird, die sehr direkt von den Missetaten der Menschheit erzählt. Whitehead hat es geschafft, trotz aller beschriebener Grausamkeiten das Buch fesselnd zu gestalten. Man fühlt und fiebert mit den Protagonisten mit, und hofft auf ein besseres Leben für sie. Ein sehr gelungenes Buch, auch wenn das Thema ein sehr schwieriges ist und sicherlich nicht einfach zu Papier zu bringen ist. Wer schwache Nerven hat, sollte diese Buch zur Seite legen.

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