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Posted on 29.5.2020

Wie ist es, wenn man ein „Etwas“, einen Knoten in der Brust entdeckt, aber keinem verrät? Lässt sich das Leben ganz normal weiterleben? Genau das versucht Katharina, die uns einen Tag in ihrem Leben mitnimmt. „Eigentlich“ ist sie eine „normale“ Mutter und Ehefrau in den 40ern mit allen möglichen Problemen und einer Vergangenheit, doch jetzt ist nichts mehr, wie es vorher war… Die Idee hat mir sehr gefallen, aber der Schreibstil war mir über weite Strecken zu sachlich und emotionslos. An vielen Stellen empfand ich das passend, an anderen hat mich das sehr befremdet. Auch haben mir die handelnden Personen, insbesondere die Erzählerin, nicht wirklich zugesagt. Da ist die extrem schwierige Tochter, die möglicherweise ADHS hat, der dagegen aalglatte Sohn, das mangelnde Vertrauen zum Ehemann und der, auf den ersten Blick, fragwürdige Umgang mit der (möglichen) Krankheit und dem Sterben. Mitten in all den Ängsten, die die Erzählerin verständlicherweise hat, mucken auch noch Haustiere, Elektrogeräte und Nachbarn. Andererseits hat mich die Geschichte auch nicht losgelassen, gerade die Rückblicke hatten es sehr in sich und mein Mitgefühl mit Katharina wuchs, obwohl ich manches immer noch nicht ganz nachvollziehen konnte und sie mir suspekt blieb. Die Angst verändert und ich denke, wer sie noch nicht am eigenen Leib in dieser Gestalt kennenlernen musste, kann es auch nicht ganz verstehen, besonders manche Sache, die zum Finale hin mit Katharina „passiert“. Ich denke, dass sich etliche Frauen früher oder später in der Geschichte wiederfinden können und vergebe daher, trotz aller Kritik, vier Sterne, denn die Geschichte hat mich nachdenklich gestimmt, lässt mich nicht wirklich los und die Idee war einfach sehr gut, wenn ich auch manches an der Umsetzung nicht ganz gelungen fand.

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