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Posted on 11.5.2020

Die elfjährige, jüdische Hannah muss 1939 mit ihrer Familie aus Berlin fliehen und das fällt ihr trotz aller Anfeindungen nicht leicht. Mit dem Schiff soll es nach Kuba gehen und die zweiwöchige Überfahrt gelingt auch noch recht gut, aber dann dürfen die meisten Passagiere das Schiff nicht verlassen. Im Jahr 2014 hat auch die junge Anna in New York mit Problemen zu kämpfen. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt, weil er vor ihrer Geburt bei dem Anschlag auf das World Trade Center ums Leben gekommen ist. Als ein Brief aus Kuba bei der jungen Familie ankommt, machen sie sich auf den Weg und die beiden Geschichten laufen zusammen. Mich hatten die Geschichten der beiden Mädchen sehr berührt, wenn sie auch recht unterschiedlich auf den ersten Blick scheinen, so gibt es doch einige Parallelen und die Zusammenführung der beiden Stränge ist auch sehr gut gelungen. Allerdings hatte ich meine Schwierigkeiten die Schilderungen mit dem Alter der Erzählerinnen in Einklang zu bringen und auch an manch anderer Stelle kam mir die Geschichte ein wenig zu langatmig vor. Was dagegen sehr gut gelungen ist, ist die Verbindung der fiktiven Familiengeschichte mit echten geschichtlichen Ereignissen. Neben den Gräuel der NS-Zeit, wird u.a. auch die kubanische Revolution gekonnt in Szene gesetzt. Das Buch macht bezüglich Flucht und Flüchtlingen sehr nachdenklich. Die Passagiere der St. Louis setzten ihre Hoffnung auf Havanna/Kuba, wurden dann nicht angenommen und auch die Amerikaner und Kanadier wollten die nicht aufnehmen. Das stimmt doch sehr nachdenklich… Wer große Familiengeschichten – eingebettet in gut recherchierte, zentrale geschichtliche Ereignisse- mag, sollte definitiv zu diesem Buch greifen. Außerdem wird hier eine weitere Facette der Gräueltaten gegen Juden aufgegriffen, die nicht ganz so bekannt ist, wie andere Aspekte.

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