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mabuerele

Posted on 11.5.2020

„...Erst aus der Luft erkannte man wirklich, wie filigran die Insel war. Ein lang gestreckter Streifen Land, der unverdrossen dem heranrollenden Meer trotzte. Sylt war ein zerklüfteter Wellenbrecher vor dem Festland...“ Rocco war nach dem Absperren der Bar in seinem eigenen Auto überfallen wurden. Was wollte der Entführer von ihm? Er ahnt, dass er nur noch wenige Minuten zu leben hat. Kommissarin Liv Lammers macht auf Sylt Urlaub mit ihrer Tochter Sanna. Da erreicht sie der Anruf ihrer Vorgesetzten. Sie soll Roccos Fall untersuchen. Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Es ist der vierte Fall aus der Reihe. Obwohl ich die anderen Bände nicht kenne, hatte ich kein Problem, der Handlung zu folgen. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist abwechslungsreich und unterstützt den hohen Spannungsbogen. Schon das Eingangszitat zeigt, das die Autorin das Spiel mit Metaphern beherrscht. Es sind so kleine Besonderheiten, die den Roman von der breiten Masse abheben. Ich denke dabei zum Beispiel an das Auffinden der Leiche. Wer mehr dazu wissen will, sollte das Buch lesen. Bei der Recherche in Roccos Umfeld landen die Ermittler in der Rockerszene. Das genügt, damit das LKA die Fäden in die Hand nimmt. Schnell stellt sich heraus, dass die Zusammenarbeit zwischen dem LKA und den örtlichen Behörden schwierig wird. Während Liv und ihre Leute alles tun, um den Mörder zu finden, ist das LKA nur daran interessiert, die Gang zu zerschlagen. Einige der Bemerkungen sind schon fast menschenverachtend. „...Wir werden aber nicht unseren Einsatz gefährden, nur um einer Nutte zu helfen...“ Für Liv ist Sylt kein einfaches Pflaster. Hier lebt ihr Vater Ocke und ihre Schwester Annika. Zwar hatte sich das Verhältnis zu Annika gebessert, aber der jetzige Einsatz wird erneut einen tiefen Riss in der Familie zurücklassen. Ocke sorgt dafür, dass bei Liv verborgene Erinnerungen aus der Kindheit wieder an die Oberfläche wollen. Ocke gehört zu dem Typ Mensch, der glaubt, sich mit Geld alles und jeden kaufen zu können. Gekonnt wird in die Handlung das Thema Umweltschutz integriert. Es geht um den Schutz der Dünen und die Flut von Verpackungsmüll. „...Viel zu oft wurden im Spülsaum tote Vögel gefunden, die sich in diesem Müll verheddert hatten und elendig verendet waren...“ Gut ausgearbeitete Gespräche geben einen Einblick in die Gedankenwelt der Protagonisten und bringen die Handlung vor. Gleichzeitig werden Emotionen gekonnt durch Taten gespiegelt, sei es die Angst von Tamara und Denise oder die Wut von Liv. Die Handlung ist sehr vielschichtiger, als sich hier ausführen lässt. Es geht nicht nur um Machtspielchen, auch um Rache. Das Mitraten macht Spaß, führt aber erst am Ende wirklich zum Ziel. Liv und ihr Team müssen vielen Spuren nachgehen, bis sich ein Motiv abzeichnet. Der Krimi hat mir ausgezeichnet gefallen. Allerdings ist der Cliffhanger, der Livs Privatleben betrifft, heftig.

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