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Annalena

Posted on 3.4.2020

Zunächst überzeugt hatten mich der Klappentext, die Leseprobe und das Cover. Es lässt auf einen sommerlich frischen Roman hoffen, den man schlussendlich nur teils bekommt. André Aciman schreibt sehr poetisch und nicht gerade einfach. Man muss sich beim Lesen wirklich konzentrieren, um auch die Botschaft zwischen den Zeilen zu erkennen und zu verinnerlichen. Das ist aber wiederum genau das, was ich an diesem Stil bereits in Call me by your name so faszinierend fand. Und auch hier kann ich daran nicht meckern, es war wirklich schön. Allerdings gab es auch Stellen, die zu verstrickt, oder wo Sätze schlichtweg zu lang waren. Vielleicht ist das auch Geschmackssache, meins war es jedenfalls nicht. Das Buch ist in fünf Geschichten aufgeteilt, fünf Lieben, in denen Paul sowohl Männer als auch Frauen begehrt. In der ersten Geschichte ist er erst zwölf, während er in der letzten Geschichte schon einen großen Teil seines Lebens hinter sich hat. "Die Liebe hat es am liebsten, wenn sie uns kalt erwischt. Und sie erwischt uns grundsätzlich kalt." Mit Paul als Protagonist konnte ich wirklich gar nichts anfangen. In der ersten Geschichte fand ich ihn für seine zwölf Jahre als viel zu reif dargestellt, und durch das ganze Buch hindurch war er mir einfach zu undurchsichtig. Außerdem wirkte er auf mich sehr egoistisch und selbstsüchtig, ständig ging es nur um ihn und seine sehr hohen Erwartungen; das war auf Dauer eben sehr anstrengend. Den ersten Abschnitt, bzw. Pauls erste Liebe, fand ich wirklich super, da es genau war, wie in der Leseprobe versprochen. Interessant, schön und poetisch, gegen Ende hin sogar noch mit interessanten Wendungen gespickt. "Ich mache mir lieber vor, ich würde dauerhaft fasten, als zuzugeben: Ich hungere. Ich leide wohl, wie man das nennt, an einem gebrochenen Herzen." Danach nahm die Geschichte leider erheblich ab. Die folgenden Teile haben mich mehr und mehr enttäuscht, sodass ich gegen Ende einfach nur noch fertig werden wollte, um es hinter mir zu haben. Was ich ebenfalls anstrengend fand, war die Ziellosigkeit, die Fünf Lieben lang verkörperte. Ich habe andauernd versucht, herauszufinden, was André Aciman mit diesem Buch bezwecken möchte, was er sagen möchte. Es ist mir bis jetzt leider ein Rätsel und um ehrlich zu sein, finde ich das ganze Buch im Nachhinein nur rätselhaft und zudem auch noch langweilig. Die Zeit hätte ich besser nutzen können. Natürlich möchte ich niemanden hiermit angreifen, wenn euch das Buch gefallen hat, ist das toll! Nur meins war es eben leider nicht; Geschmäcker sind verschieden. Ich würde mir das Buch im Nachhinein nicht kaufen, aber falls ihr es vorhabt, dann rate ich euch, auf jeden Fall mal in die Leseprobe reinzuschnuppern, damit ihr eine Idee habt, was euch anfangs erwarten wird. Vielen Dank fürs Lesen!

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