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Ladybug

Posted on 30.3.2020

Bücher verbinden A.J. Fikry hat auf Alice, einer von Hyannis aus mit der Fähre zu erreichenden, ansonsten ungünstig gelegenen Insel , eine kleine Buchhandlung. Die führt er auf sehr spezielle Art und Weise, auch wenn das bedeutet, dass er wenig Umsatz macht. Amelia, neu bei Knightly-Press, hat ihren ersten Termin bei A.J. und kommt mit dem alten Brummbär ganz gut zurecht. Wer ihn kennt, mag ihn, trotz all seiner Macken. Und die hat er nicht ohne Grund. Als dann ein zweijähriges Mädchen in seinem Buchladen sitzt mit einem Zettel, dass die Mutter verzweifelt ist und die Kleine mit Büchern aufwachsen soll, gerät viel mehr in Bewegung, als A.J. sich je hätte träumen lassen … Dieses Buch ist einfach wunderbar! Gabrielle Zevin schafft es, diese hochemotionale, weise, zärtliche, romantische, spannende, witzige, bewegende, leise und tiefgehende Geschichte so zu erzählen, dass der Leser völlig alleine die Gefühle entstehen lassen kann. Sie liefert quasi den Rahmen, den der Leser dann mit Gefühl ausfüllt. Das gefällt mir sehr, denn so DARF ich Gefühle haben, ich MUSS es aber nicht. Und genau deshalb sind da so viele unterschiedliche, sich teils widersprechende Gefühle, die mich schlicht überwältigt haben. Mir liegen kitschige Romane nicht. Aber wenn man es streng nimmt, ist dieses Buch komplett und durch und durch kitschig. Aber ich LIEBE es! Nichts an diesem Buch hätte ich anders haben wollen, wenn auch die traurigen Szenen zunächst den Wunsch nach einer heilen Welt im Buch geweckt haben. Aber das Leben ist nun mal, wie es ist – da gehört auch dies dazu. Die Protagonisten, mit denen man als Leser hier in Berührung kommt, sind nicht alle nett und sympathisch, aber man mag sie trotzdem irgendwie, denn die Autorin hat „so nebenbei“ die eine oder andere Lektion zu erteilen. Dazu gehört auch, dass jeder Mensch etwas Besonderes ist, auch mit und manchmal gerade wegen seiner Macken. Sie zeigt uns, dass niemand einfach nur glücklich ist, sondern jeder auf seine Weise sein Päckchen zu tragen hat. Es kommt immer darauf an, wie man das macht. Gabrielle Zevin erzählt mit diesem Buch so viel mehr, als eigentlich auf den 287 Seiten Platz hat. Zwischen den Zeilen steckt noch so viel mehr! Dadurch hallt das Buch sehr lange nach und lässt auch lange nachdenken. Nur der Titel ist nicht so glücklich – im Original ist es „ The storied life of A.J. Fikry“, das trifft es doch besser, zumal jedes Kapitel mit einer Notiz von A.J. zu einem Buchvorschlag für Maya beginnt. Überhaupt kommen immer wieder Bücher, Buchtitel und Autoren im Buch vor. Manche kennt man, andere vielleicht nicht – aber darauf kommt es auch gar nicht wirklich an. Wichtig ist, dass dieses Buch sagen möchte: man muss sein Glück manchmal zwingen, es ist widerspenstig und kommt nicht von alleine – außerdem ist es sehr flüchtig! Trotzdem ist es immer in der Nähe und auch ein kleines Stück davon ist es wert, darum zu kämpfen. Knapp fünfzehn Jahre im Leben von A.J. Fikry zeichnet die Autorin in diesem Buch auf. Manchmal kommen die Zeitsprünge überraschend, aber ich habe mich immer sehr schnell wieder zurechtgefunden. Man mag gar nicht aufhören zu lesen, weil man so gern auf Alice Islands ist und gern Teil der Gemeinschaft wäre. Nicht nur bibliophile Leseratten werden dieses Buch lieben. Es hat schon seinen Grund, warum dieser wirklich ganz außergewöhnliche Roman, der 2014 in den USA erschienen ist, seitdem (!) auf der New York Times-Bestsellerliste steht. Bei mir hat es „Die Widerspenstigkeit des Glücks“ jedenfalls auf die Liste meiner persönlichen Lieblingsbücher ganz weit nach oben geschafft! Deshalb ganz klar volle fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

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