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BookNerd

Posted on 11.3.2020

„Ich wäre gerne eine Kriegerin oder Zauberin (…) Aber ich habe nur Träume und Gedanken. Und manchmal, wenn ich sehr traurig bin, Tränen aus Eis.“ (Seite 172) „Ein Gaukler (…), eine Wandlerin und ein Zauberer. Welche Rolle ich auch immer einnehmen werde bei diesem Abenteuer – ich könnte mir schlechtere Reisegefährten vorstellen.“ (Seite 128) Anouk ist sechzehn und verbringt ihre Ferien in einem kleinen Dorf in der Bretagne. Bald schon trifft ein Zirkus ein. Dark Circus, ein geheimnisvoller Zirkus, der im Dorf für seine düsteren und besonderen Vorstellungen bekannt ist. Anouk, schon immer von Fabelwesen und Magie fasziniert, gerät schnell in seinen Bann und trifft in der magischen Zirkuswelt auf den geheimnisvollen Zauberer Rhasgar. Doch die Magie im Dark Circus ist mehr als Spiegeltricks und Feuerweck. Sie ist echt. Und sie ist gefährlich. Und plötzlich steht Anouk unter einem Fluch, der schon viele Menschen wie sie verschlungen hat. Irgendwo im französischen Nirgendwo sitzt ein Mädchen namens Anouk im Gras und zeichnet einen Zirkus, der in der letzten Nacht die Stadt erreicht hat. Dark Circus heiß er und so sieht er auch aus. Dunkel und verlassen, doch auf Anouks Bild bekommt er die schönsten Farben. Zusammen mit ihrer Cousine besucht Anouk die Vorstellung und wird von einer gigantischen Show verzaubert, die das Äußere des Zirkus Lügen straft. Pure Magie scheint in der Manege zum Leben zu erwachen, geweckt von den Artisten. Anouk ist zu Besuch bei ihrer Tante, weil sie keine Lust hatte auf einen weiteren Sporturlaub mit ihren Eltern, die sie ja doch nicht verstehen. Seit ihr kleiner Bruder Ben vor fünf Jahren an Krebs gestorben ist, hat sich Anouk mit einer dicken Mauer umgeben und lebt in einer Welt der Bücher und Zeichnungen. Doch dieser Abend im Zirkus verändert alles, ganz besonders als die Show des Magiers Rhasgar durch Anouk irgendwie gestört wird. Warum konnte sie seinem Zauber wiederstehen? Anouk trifft Rhasgar wenig später in einer alten Ruine beim Üben und er warnt sie eindringlich, sich von dem Zirkus fernzuhalten. Er benimmt sich ziemlich unheimlich und zeigt ihr seine vernarbten Handgelenke, die aussehen, als stammen die Male von Fesseln. Anouk ist entschlossen sich vom Zirkus und seinen seltsamen Bewohnern fernzuhalten, doch dann bekommt sie eine magische Einladung und entscheidet sich um. Früher haben Ben und sie an Magie und Wunder geglaubt, Fabelwesen im Wald gejagt und zusammen von einer anderen Welt geträumt. „Was, wenn das, was sie gerade erlebt ein Hinweis darauf ist, dass es diese Dinge doch gibt?“ (Seite 65) Ich bin ein Fan von Gesa Schwartz und hab mich sehr auf dieses Buch gefreut. Sowohl Cover, als auch Titel gefallen mir total gut und der Klappentext hat mich gleich neugierig gemacht. Das Zirkusthema fand ich total interessant und es ist auch ganz gut umgesetzt, wobei ich mir hier gerne noch ein klein bisschen mehr Glamour gewünscht hätte. Die Liebesgeschichte ist recht typisch, dunkler heißer Typ hält Mädchen auf Abstand, weil er nicht will, dass ihr etwas geschieht. Mich konnte das ehrlich gesagt nicht ganz überzeugen, ich mag Rhasgar, aber in Liebessachen ist er ein wenig merkwürdig und Anouks Beweggründe, waren mir trotz der vielen Selbstreflektionen nicht ganz klar. „Der Zauberer, der im Regen auf Seilen herumturnt (…) und Anouk, die im schlimmsten Unwetter spazieren geht. Es scheint, als wären wir beide nicht ganz dich.“ (Seite 47) Es gibt sehr viel Beschreibung in diesen Büchern und viel Selbstreflektion von Anouk. Mir war das ehrlich gesagt, ein bisschen zu viel, das Buch wurde dadurch auch nochmal eine Spur düsterer, als das Thema es ohnehin schon gemacht hat. Zwar wird durch den kleinen Levin, eine Spur Fröhlichkeit herbeigezaubert, aber auch hier hätte ich mir gerne etwas mehr gewünscht. Was interessant war, war der Antagonist, in diesem Fall, der Zirkus. Der Zirkus ist nicht nur ein Monster. Zwar besteht er aus Dunkelheit, doch er hat seinen Artisten auch ein Zuhause gegeben, als die Menschenwelt das nicht konnte. „Er ist auch ein Zufluchtsort für alle, die dort draußen verloren gegangen sind.“ (Seite 203) Manche Szenen der Geschichte waren eher Horror als Fantasy, zumal es um einen bösen Clown geht. Ich glaube Steven King wäre begeistert. Der Schreibstil war an vielen Stellen ganz klar Gesa Schwartz, allerdings viel in einer abgeschwächten Form, so als ob sie neue Leser nicht gleich mit ihrer Komplexität (die dennoch vorhanden war) abschrecken wollte. Es ist keins ihrer typischen Bücher und doch ist die Welt, die erschaffen wird, wieder absolut gewaltig. Ich finde es absolut faszinierend, wie detailliert allein eine Vorstellung in der Manege beschrieben wird! Riesigen Respekt an die Autorin! Die Figuren, besonders die Artisten mit ihren Fähigkeiten sind sehr toll ausgearbeitet. Trotzdem konnte der Funke nicht ganz überspringen, was ich sehr schade fand. Am Ende gab es eine Wende, wo ich wirklich überrascht war und dachte „JA! Das ist krass!“ Aber dann war es eine Sackgasse und das Ende hat sich ziemlich gezogen. Ich muss leider sagen, dass das mein bisher schwächstes Werk von Gesa Schwartz ist. Nichts desto trotz werde ich auch jedes weitere Buch von ihr lesen. „Du wirst du einer Figur in einer Geschichte werden, einer Figur voller Magie und Zauber. Aber jenseits deiner Seiten … gibt es nichts.“ (Seite 109) „Scherben der Dunkelheit“ von Gesa Schwartz ist eine magische Zirkuswelt mit grandiosen Beschreibungen, einem richtig guten Plot und wunderschönen Zitaten, deren Figuren und Längen mich leider nicht ganz überzeugen konnten. Drei Sterne von mir.

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