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Babscha

Posted on 10.3.2020

J. R. Moehringer wächst, nachdem der unberechenbare und gewalttätige Vater die Familie verlassen hat, zusammen mit seiner alleinerziehenden toughen Mutter in Manhasset in der Nähe von N.Y. auf. Sein zentrales und sich zur Psychose auswachsendes Problem ist der fehlende Vater als Leitfigur seines Lebens, was für den Jungen in allen Stationen seiner Kindheits -und Jugendjahre zu großen inneren Spannungen und nicht unerheblichen Problemen mit seiner Umwelt führt. Von klein auf und bis weit ins Erwachsenenleben hinein wird eine Bar in seiner Heimatstadt, das "Dickens" und spätere "Publicans" mit ihren ganzen verschrobenen, schrulligen , aber zumeist liebenswerten männlichen Stammkunden zum Ankerplatz und zur Ruhezone für seine gepeinigte Seele. Während das Leben "draußen" von klein an überwiegend Enttäuschungen, Ignoranz und teils schwere Nackenschläge für ihn bereithält, fühlt er sich nur hier im Kreis seiner "Ersatzväter" wirklich anerkannt und respektiert. Erst sehr spät und nach vielen bitteren Lebenserfahrungen schafft es Moehringer, sich von allen Zwängen und Abhängigkeiten zu befreien und endlich einen eigenbestimmten Lebensweg einzuschlagen. Ein sehr gefühlvoll und mit teils großer Offenheit geschriebener autobiographischer Roman über die Menschwerdung unter miesen, schicksalhaft geprägten Lebensumständen und nicht zuletzt eine treffende Beschreibung der amerikanischen Lebenswirklichkeit der 70er und 80er Jahre. Genial, wie der Autor das bunte und skurille Leben und Treiben in einer Kneipe zum Dreh- und Angelpunkt eines ganzen Buches macht, ohne dass dies irgendwann auch nur ansatzweise zu Ermüdungserscheinungen führt. Ein tolles Buch! Lesen.

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