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Babscha

Posted on 3.3.2020

Die Generation der 50er-Jahre-Geborenen. Keine besonders schöne Zeit. Wer dabei war, weiß Bescheid. Eine Zeit der Nachkriegswirren, der traumatisierten Kriegsheimkehrer, des kollektiven gesellschaftlichen Schweigens zum Erlebten und zu den eigenen Taten bzw. Nichttaten. Jahre des oftmals vergeblichen Versuches der Rückkehr in die Normalität, in eine Art von Familienstruktur. Mit Müttern, die sich in ihrer Rolle als Anhängsel des Mannes widerspruchslos einrichten mussten und die eigenen Erlebnisse genau so zu verarbeiten hatten. Aber keine Zeit der Kinder, wahrlich nicht. Wer hier auf die Welt kam, hatte in seiner Familie, in der Schule und im gesellschaftlichen Umfeld zumeist nicht sonderlich viel zu lachen. Wie auch, wenn statt Zuwendung und Fürsorge in der eigenen Familie, und hier vornehmlich an den Kindern, nur unverdauter Kriegsschrecken und die Wut und Scham über das Gesehene und Erlebte mit permanten Schlägen, Zank und Streit abreagiert wurden. Aber zum Glück haben die allermeisten der "Nachkriegskinder" sich ja mit ihrer Jugendzeit im Laufe der Jahrzehnte dann doch noch irgendwie arrangiert. Und es gab ja auch damals schon Väter, die anders waren und Kinder als das erkannten, was sie wirklich sind. Und sich dann auch entsprechend verhielten. Sabine Bode hat sich in ihrem hervorragenden, ehrlichen und kompetenten Buch dieser für die Betroffenen reichlich belastenden Zeit angenommen und hierzu sowohl mit einzelnen Soldatenvätern wie auch mit heute schon auf den Ruhestand zugehenden Männern und Frauen aus allen gesellschaftlichen Schichten gesprochen, die ihre ziemlich gleichlautenden Erlebnisse hier freimütig schildern. Eine ungeschönte, authentische Bestandsaufnahme der Fakten und der Versuch einer Analyse, einer Deutung, was so in den elterlichen Köpfen, insbesondere denen der Soldatenväter, los gewesen sein dürfte, was diese getrieben hat, so zu sein, wie es der überwiegende Teil der damaligen Kinder wohl erlebt hat. Ein wertvolles, gefühlvolles und trotz aller Deutlichkeit im zeitlichen Abstand auch irgendwie versöhnliches literarisches Dokument. Unbedingte Leseempfehlung!

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