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Felix Höhne

Posted on 22.2.2017

Der Vergleich zu „Arbeit und Struktur“ von Herrndorf ist naheliegend, interessant, dann aber doch nicht wirklich möglich. Insgesamt ein tolles Werk, das Spaß macht und einen leicht bei der Stange hält. Das gelingt nicht zuletzt durch die Untergliederung in 277 sehr kurze Kapitel, man schafft dann immer noch eins und noch eins. Nichtsdestotrotz sind die Texte anspruchsvoll, haben Würze, Intelligenz, fordern einen zum Nachdenken (ganz selten auch zum noch einmal lesen) und sind genau an den richtigen Stellen herrlich simpel. Und vor allem ehrlich. So dass man nie vergisst worum es eigentlich geht, gerade weil die Tochter so selten thematisiert wird. Anders als bei Herrndorf gibt es die Aussicht auf vollständige Genesung, die dennoch in weiter Ferne scheint. Meist melancholisch, gelegentlich unterbrochen von Ironie und Witz lässt uns der Autor an seinen Beobachtungen, Gedanken, Träumen, alten Liebesgeschichten, wechselnden Zimmergenossen und Lebern teilhaben. Wir begleiten Ihn über knapp ein Jahr in fast immer der gleichen Umgebung, ohne dass bestimmte Erwartungen entstehen bis man sich fast fragen will wohin diese Geschichte führt. Bis man das Ende gelesen hat, es nochmal liest. Das Buch kurz weglegt, sich seiner Gänsehaut bewusst wird und das Ende noch ein letztes mal liest. 276 Kapitel, die durch ein letztes auf eine kunstvolle, liebenswerte und wunderbare Art gekrönt werden.

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