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Ladybug

Posted on 18.2.2020

Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied Charlotte, genannt Charly, lebt in Hamburg, hat einen Job und eine Beziehung, ihr geht es prima. Als ihr Freund Kai sie allerdings mit dem Kauf eines Hauses überrumpeln will, obwohl er genau weiß, dass sie dazu nicht bereit ist, fährt sie nach Berlin zu einer alten Freundin. Auf der Rückfahrt unterhält sie sich mit einem Unbekannten, der ihr danach nicht mehr aus dem Kopf geht. Warum nur hat sie ihn nicht nach dem Namen gefragt? Oder er sie? Wie findet man in einer Millionenstadt einen einzelnen Mann? Für Charly steht fest, das muss irgendwie klappen und sie setzt alle Hebel in Bewegung ... „Der Mann im Heuhaufen“ von Birgit Hasselbusch ist ganz klar eine leichte, lockere Lektüre für zwischendurch. Aber das muss ja nichts Negatives sein, im Gegenteil. Ich habe mich köstlich amüsiert, obwohl ich in einem völlig anderen Genre zu Hause bin. Aber der Stil der Autorin liest sich sehr gut und flüssig und die Protagonisten sind durchweg schön gezeichnet. Es bleibt dem Leser genug Spielraum für das eigene Kopfkino und doch hat man alles klar vor Augen. Besonders schön ist es ihr gelungen, Charlys Handeln zu beschreiben. Klar, fair ist das nicht so ganz, wenn man einen Partner erst verlassen möchte, wenn man einen Neuen hat. So ähnlich plant Charly das ja. Aber wenn das Herz bis zum Hals pocht, funktioniert das Gehirn manchmal nicht mehr so ganz richtig. Und genau das beschreibt Birgit Hasselbusch wunderschön. Auch mit Mitte 30 kann man so irrational wie ein Teenager handeln, wenn nur die Hormone genug in Wallung sind. Charly merkt bei all ihrer Suche und den falschen Beschuldigungen gar nicht mehr, was in ihrem Windschatten so alles passiert. Es ist witzig, ihr dabei zuzusehen (bzw. zuzuhören, denn das Buch ist in der ich-Form geschrieben), wie sie beinahe an ihrem Glück vorbeiläuft, andere unbewusst glücklich macht und so nach und nach zu sehr schönen Erkenntnissen kommt. Dieser Roman ist gleichzeitig witzig, romantisch und spannend. Er weist auch ein paar mehr oder weniger überraschende Wendungen auf, die sehr viel Spaß machen. An keiner Stelle wurde es langweilig, es gab keine Längen und schnulzig ist das Buch auch nicht. Es schneidet eine Menge Lebenssituationen an, die man in anderen Büchern dieses Genres nicht findet, und macht es dadurch zu einem Buch, das zum Nachdenken anregt und die eigene Umwelt mit anderen Augen sehen lässt. Für mich ist „Der Mann im Heuhaufen“ ein überraschend gutes Buch, das aus seinem Genre, dem Frauenroman, deutlich heraussticht. Für alle, die ihren Humor nicht verloren haben und sich noch sehr gut an die Schmetterlinge im Bauch erinnern können, ist dies die Leseempfehlung schlechthin. Deshalb von mir, die eigentlich Thriller und Krimis bevorzugt, tatsächlich fünf Sterne! Und ich denke, das will was heißen!

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