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Gabriele

Posted on 11.2.2020

Die Bedeutung der Zukunft Simon Leyland liebt die Londoner U-Bahn und die Mole am Trienter Hafen. In beiden Städten war er zu Hause. Doch als er von seiner tödlichen Erkrankung erfährt, hat er keine innere Heimat mehr. Er verkauft den Verlag, den er von seiner Frau geerbt hat, und gibt sich mehr oder weniger auf. Alles, was ihm wirklich wichtig war, waren Worte. Das begann schon damit, als er im Haus seines Onkels eine Landkarte vom Mittelmeer entdeckte und den Wunsch bekam, alle Sprachen, die hier gesprochen werden, zu erlernen. Er wurde zum Übersetzer, der sich ganz intensiv mit Texten auseinandersetzte und regelrecht in sie hineinkroch. Simon Leyland erlebt Dinge erst, wenn er sie in Worte fasst. So hält er seine Gedanken und Gefühle in Briefen an seine verstorbene Frau fest – was auch dem Zuhörer ermöglicht, manche Begebenheiten tiefer zu erleben und zu verstehen. Auch die Gedanken eines Todgeweihten über das Warten, die Zeit und über Abschied werden deutlich. Ganz nach dem Duktus: „Wenn du stirbst, zieht ein ganzes Leben an dir vorbei.“ Trauer und Freude kommen sprachgewaltig daher, auch liebevoll und bewegend. Nicht ausgelassen wird die Wut, die nach der Aufklärung der falschen Diagnose entsteht. Dabei geschieht hier das, was sich wohl jeder wünschen würde: aus den Emotionen erwachsen neue, zukunftsweisende Ideen … Ganze zweiundzwanzig Stunden lang dauert das Hörbuch, das Markus Hoffmann mit sehr angenehmer Stimme eingelesen hat. Leider ist es so geschnitten worden, dass häufig der Beginn des neuen Abschnitts abhanden gekommen ist. Das ist aber auch die einzige Kritik, die ich anbringen kann. Mich hat das Hörbuch völlig für Simon Leyland und seine Gedanken eingenommen. Ich habe die Wortwahl ebenso genossen, wie die unterschiedlichen Handlungsstränge, die sich auf die Auswirkungen auf die falsche Diagnose, die Arbeit eines Übersetzers und die Liebe zu seiner Ehefrau und den Kindern erstrecken. Wie sich die diversen Wiederholungen im gedruckten Buch lesen, weiß ich allerdings nicht. Fürs Hören waren sie ideal.

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