Profilbild von leseleidenschaft

leseleidenschaft

Posted on 9.2.2020

Dieser dritte Teil der „Midnight Breed“- Serie von Lara Adrian (nach „Geliebte der Nacht“ und „Gefangene des Blutes“) hält was die ersten beiden Teile versprachen. Von der Grundstruktur ähnelt er natürlich den beiden ersten Romanen, ebenso wie den Büchern von J.R. Ward und Christine Feehan. Dennoch schafft die Autorin es ihren eigenen Stil zu kreieren und die reine Liebesgeschichte mit einer spannenden Rahmenhandlung aufzuwerten. Und das ist es, was gute Liebesromane ausmacht. Diesmal wird also der unnahbarste der Ordenskrieger verkuppelt. Und das ausgerechnet mit der adeligen Elise, die wir bereits aus dem zweiten Band kennen als sie auf tragische Weise ihren Sohn verlor. Damals hatte ich so einige Schwierigkeiten mit ihr. Sie erschien mir einfach zu blass, aber Lara Adrian gelingt es dem Charakter Elise gleich von Anfang an Leben einzuhauchen. Als Leserin kann man ihre Beweggründe und Gefühle gut nachempfinden und fiebert schon bald mit ihr mit. Sie ist eine starke, offenherzige Frau, die ziemlich genau weiß was sie will. Elise will das Versprechen, das sie ihrem toten Sohn gab unbedingt einhalten und jagt deshalb mit ihrer Stammesgefährtinnengabe die menschlichen Lakaien der bösartigen Rogues. Sie hofft, so einen kleinen Beitrag in dem erbarmungslosen Krieg zu leisten, allerdings lassen ihre Kräfte immer weiter nach nachdem sie kein Vampirblut mehr zu sich nimmt. Dennoch kämpft sie mit eiserner Entschlossenheit und das nicht nur gegen die Rogues, sondern auch um ihre Beziehung zu Tegan. Ein wenig Verständnisprobleme hatte ich mit Elises empathischer Gabe. Wenn sie die Gefühle aller Menschen um sich herum spüren kann, warum dann anscheinend immer nur die negativen? Man könnte meinen, dass sich Menschen nie freuen, lieben oder sonst irgendwelche freundlichen Gefühle hegen. Dennoch waren Elsies Schwierigkeiten mit ihrer Gabe eindringlich und plastisch beschrieben. Tegan ist genau der Held mit rauer Schale und weichem Kern, den alle Leserinnen von Liebesromanen so schätzen. Endlich erfährt man ein wenig mehr über seine tragische Vergangenheit und seine „Feindschaft“ mit seinem Anführer Lucan. Tegans Härte mag für zartbesaitete Leserinnen aber vielleicht doch ein wenig abstoßend sein. Mir hat er gerade deshalb so gut gefallen. Auf die anderen Mitglieder des Ordens wird leider für meinen Geschmack diesmal zu wenig eingegangen. Besonders Sterling Chase kam mir hier etwas zu kurz. Aus seiner unerfüllten Liebe zu Elise hätte man noch mehr machen können. Der arme Rio kämpft immer noch mit seinen schweren Verletzungen und seinem Schicksal. Die Andeutungen in seine Richtung lassen einen gespannt auf den nächsten Teil der Reihe warten, in dem er die Hauptrolle spielen wird. Gut gefallen hat mir hingegen der neu eingeführte Charakter Andreas Reichen. Ein deutscher Vampir, charmant und weltgewandt. Mitglied der oberen Vampirschicht, Bordellbesitzer und im Herzen ein Krieger. Auch er wird den Gerüchten nach ein eigenes Buch erhalten. Und das hoffentlich bald! Des Weiteren hat mir diesmal der Schauplatz der Handlung besonders gut gefallen, diese spielt nämlich zu großen Teilen in Berlin! Es ist wirklich erfrischend, wenn eine amerikanische Autorin Deutschland in ihre Handlung einbezieht ohne, dass der Roman im Dritten Reich spielt. Allerdings konnte sich Lara Adrian dann doch einen rechtsextremen Angriff auf eine muslimische Frau nicht verkneifen. Was soll es! Schließlich ist das ja durchaus eine mögliche Begebenheit. Ein normaler Überfall hätte es meiner Meinung nach aber auch getan. In der Gesamthandlung kommen wir in diesem Band endlich ein ganzes Stück weiter. Dank Elise kommt der Orden endlich Mareks Plänen auf die Spur und ein Teil der drei Bände umspannenden Geschichte kommt zu einem Abschluss. So öffnen sich noch größere, bedrohlichere Perspektiven für die Zukunft. Mit der außerirdischen Herkunft der Vampire habe ich als Biologin so meine Schwierigkeiten, aber das tut dem Lesevergnügen keinen Abbruch. Viel mehr stört mich eigentlich die Beschreibung der Urväter als blutrünstige Monster, die anscheinend nichts anderes im Kopf haben als Menschen zu vergewaltigen und hinzuschlachten. Man fragt sich schon, wie solche triebgesteuerten Kreaturen es geschafft haben sollen eine Technologie zu entwickeln, die es ihnen ermöglichte auf andere Planeten zu reisen. Und was ist eigentlich mit dem abgestürzten Schiff passiert? Aber vielleicht erhalten wir in den nächsten Bänden darauf eine Antwort! Viel versprechende Andeutungen in diese Richtung gab es ja schon. Insgesamt bietet dieser Roman wieder alles was man sich so wünschen kann: Sympathische Helden, eine spannende Handlung, ungewöhnliche Schauplätze, viel Romantik und das Versprechen auf mehr davon! Wer Vampire mag und gegen Liebesromane nichts einzuwenden hat, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

zurück nach oben