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nonostar

Posted on 8.2.2020

Ada und Yves sind ein glückliches Paar, sie lieben sich und wünschen sich ein Kind zusammen, wollen dafür jedoch nicht ihr Leben aufgeben. Wie praktisch, dass es das Weiße Schloss gibt. Dort tragen Leihmütter die Kinder anderer Leute aus. Doch damit nicht genug, die Leihmütter ziehen die Kinder auch dort groß, die eigentlichen Eltern sieht es nur beim monatlichen Besuch. Ada und Yves aber auch das ganze Konzept erschließt sich mir nicht. Was haben die vermeintlichen Eltern davon, absichtlich ein Kind in die Welt zu setzen, das sie dann doch abgeben? Ab wann gehört das Kind nicht mehr zur Leihmutter sondern zu seinen biologischen Eltern? Oder sieht das Kind alle drei als Eltern an? Die Regeln des Weißen Schlosses blieben mir zu undurchsichtig. Das Kind scheint für mich eher nebensächlich zu sein bei der Idee des Weißen Schlosses, es geht mehr um den Gedanken ein Lebewesen in die Welt zu setzen, etwas aus den eigenen Genen entstehen zu lassen, Selbstverwirklichung der Eltern ohne an das Kind selbst oder seine Bedürfnisse zu denken. "Eltern? Das sind die anderen!" aber nicht Ada und Yves, die ihr zügelloses Leben ausleben und sich darin sonnen, was sie alles tun können, da sich jemand anders um ihr Kind und die Schwangerschaft kümmert. Dittloff spricht nicht nur das Thema Geburt und Schwangerschaft an, sondern auch andere Themen, die durchaus diskussionswürdig sind. Doch leider gingen sie für mich in dem ewigen Schwelgen in sich selbst von Ada und Yves unter. Die Hauptstory wird immer wieder unterbrochen von Zwischensequenzen deren Sinn ich leider nicht ganz ergründen konnte. Ich konnte nicht wirklich einen Zusammenhang zur eigentlichen Handlung herstellen, außer dass alle irgendetwas mit dem Thema Fortpflanzung zu tun haben zu scheinen. Doch dabei wirkten sie eher wie zusammengewürfelte Fundstücke als wie eine Bereicherung für das Buch. Sprache und Schreibstil sind prinzipiell gut, alles lässt sich flüssig lesen. Doch Dittloff schafft es leider nicht, mir verständlich zu machen, was er sagen möchte. Das ganze Konzept der Gesellschaft in der Ada und Yves leben (waren hier dystopische Züge angedacht? Ich konnte es nicht ganz einordnen.) und ihres Lebens hat sich mir nicht erschlossen. Insbesondere Ada und Yves selbst konnten mich gegen Ende des Buches zunehmend nicht mehr überzeugen, da mir ihr Handeln dem vorherigen zu sehr widersprach. Durch die Erzählperspektive blieb mir das Weiße Schloss und alles drumherum etwas zu oberflächlich, hier hätten tiefere Einblicke der Geschichte vielleicht gut getan. Abschließend bleibt "Das Weiße Schloss" für mich ein Buch mit guten Ideen und solidem Schreibstil das leider viel Potential verschenkt.

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