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renee

Posted on 7.2.2020

Der Lebensweg der Agnes DeWitt Dieses Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde gelesen und mich hat es restlos begeistert. Hier habe ich mein erstes 5 Sterne Buch von Louise Erdrich gelesen. Es ist ein Buch, welches als Personal mir schon aus einem anderen Erdrich-Buch bekannte Familien der Ojibwa (Chippewa) hat. Dadurch, dass ich dieses Buch erst vor kurzem gelesen habe, fiel es mir nicht schwer Verknüpfungen herzustellen und hatte dadurch ein anderes Wahrnehmen des Buches als meine Mitlesenden in der Runde. Der Schreibstil der Louise Erdrich ist, wie beim "Liebeszauber" auch, etwas abgehackt wirkend, es werden in Kapiteln/Abschnitten Sequenzen aus dem Leben der verschiedenen Protagonisten aus den unterschiedlichsten Zeiten erzählt, wobei der Figurenstammbaum im Text eine sehr gute Hilfe ist. Wobei ich hier nicht sagen möchte, dass die Sprache der Louise Erdrich abgehackt wäre. Denn dies entspräche nun gar nicht der Wahrheit, die Sprache der Erdrich könnte man eher überbordend und sprachgewaltig und betörend nennen. Ebenso sollte man sich für ein besseres Verstehen des Textes bei der Lektüre des Buches auch mit der Geschichte der Ojibwa/Chippewa befassen, ein Begreifen der alten subarktischen indianischen Lebensweise hilft hier, Zusammenhänge des Buches besser begreifen zu können. Wahrscheinlich ergibt sich hier ebenso ein insgesamt stimmigeres Bild, wenn man die Bücher der Louise Erdrich in der Reihenfolge ihres Erscheinens in der USA liest. Das erste Buch mit diesen wiederkehrenden Familien (Kashpaw, Nanapush, Lazarre u a) war für mich der "Liebeszauber" und gleichzeitig ist es auch das erste Buch der Louise Erdrich. Die Lektüre dieses Buches hat mir sehr bei der Lektüre und dem besseren Verstehen der "Wunder" geholfen. In Erdrichs Werk gibt es noch weitere Bücher mit diesen Protagonisten, die ebenfalls alle vor den "Wundern" herausgekommen sind. Man darf ja nicht vergessen, "Die Wunder von Little No Horse" ist ein älteres Werk von Louise Erdrich, es kam in Amerika schon 2000 heraus und bei uns erst jetzt. Ich bin auf jeden Fall sehr neugierig geworden! Denn diese skurrilen Charaktere, das Mystische in Erdrichs Werken machen süchtig. Mich auf jeden Fall! Und da das Indianische mich ja ebenfalls zum Brennen bringt, ebenso wie Elemente des Magischen Realismus mich entzünden können, waren die Wunder genau mein Buch! Love it!!! Doch um was geht es in diesem Buch genau: es geht hier um die Lebenswege der Agnes DeWitt, um ihre Wandlungen sozusagen, erst ist sie Schwester Cecilia in einem Kloster, dann eine Farmerin mit Berndt und dann wird sie zu Father Damien Modeste bei den Ojibwa-Indianern im fiktiven Reservat Little No Horse. Und immer ist sie absolut menschlich und hat eine Kraft, die abfärbt. Aber genauso nimmt sie auch ihre Umgebung in sich auf, lässt sich auf ihre Umgebung ein und hier besonders auf die ihr fremde Welt der Indianer, ohne zu missionieren, eher um wahrzunehmen. Und sie geht mit einer großen Akzeptanz und Toleranz zu ihnen und wird mit der gleichen Akzeptanz und Toleranz wahrgenommen, hier wird im Besonderen auch auf die Toleranz der Indianer bei unklaren Geschlechtszugehörigkeiten, oder klaren, je nach dem, wie man es sieht, eingegangen. Und genau das ist auch die Stärke des Buches, der in ihm wohnende Gedanke zur Menschlichkeit, zur Toleranz, zur Akzeptanz und zur Liebe. Fast genauso wichtig wie die Menschlichkeit oder die Liebe zum Leben ist das Brennen für etwas, hier für die Musik. Die Wichtigkeit, die in solchem Tun liegt, wird perfekt an der Figur der Agnes verdeutlicht. Und trotzdem dieses Buch in Abschnitten gehalten ist, Abschnitten, die auf die unterschiedlichen Personen des Buches eingehen, also etwas abgehackt geschrieben wurde, hat mich dieses Buch am Ende erwischt. Einige der beschriebenen Personen haben sich nach und nach in mein Herz eingeschlichen, hier ist besonders Mary zu erwähnen und genau deshalb bekommt dieses Buch auch fünf Punkte von mir. Und ich kann wieder einmal nur enthusiastisch rufen: Bitte unbedingt Lesen!!!

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