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renee

Posted on 7.2.2020

Oreo, eine der berühmtesten Heldinnen der amerikanischen Mythologie Wenn ein Buch polarisiert, dann wohl dieses! Ich habe es in einer Leserunde lesen dürfen und die Reaktionen der Mitlesenden fand ich spektakulär. Um es vorweg zu nehmen, ich gehöre zu denen, die dieses Buch begeistern konnte. Sehr sogar! Nicht gleich von Anfang an. Nein, das nicht. Am Anfang dachte ich nur, wo bin ich denn hier hingeraten. Was soll denn das sein??? Aber nachdem ich mich an den Stil der Fran Ross gewöhnt hatte und auch der Schreibstil etwas ausführlicher wurde, mehr ein Erzählstrang erschien, begann sich mein Eindruck zu verändern, deutlich zu verbessern. Hier muss ich nun etwas ausholen, um diese Geschichte meiner Meinung nach vollkommen begreifen zu können, sollte man sich mit dieser Ausnahmeautorin Fran Ross befassen. Man muss sich mal auf der Zunge zergehen lassen, diese Frau wurde 1935 geboren. Die Tochter eines jüdischen Schweißers und einer afroamerikanischen Verkäuferin war ein recht helles Köpfchen und studierte an der Temple University of Philadelphia und graduierte dort 1956 als Bachelor of Science of Communications, Journalism and Theatre. 1974 hat sie Oreo herausgebracht. Sie hat für Essence, Titters und Playboy geschrieben und für die The-Richard-Pryor-Show gearbeitet. Ein zweites Buch hat sie leider aus finanziellen Gründen nicht mehr herausbringen können. 1985 starb sie dann an Krebs. Mit diesem Wissen wird klar, dass dieses Buch einen recht großen autobiographischen Anteil hat, Fran Ross ist das Kind eines Juden und einer Afroamerikanerin und sie graduierte 1956 als Afroamerikanerin an der Uni von Philadelphia. Ich denke sie wird schon früh die negativen Seiten ihrer Mitmenschen kennengelernt haben! Und auch aus diesen Erfahrungen heraus ist die Schärfe von "Oreo" erklärbar. Es ist auch in meinen Augen kein Wunder, dass sie keine Geldgeber für ein zweites Buch fand. Sie war ihrer Zeit weit voraus und ich hoffe sehr, dass wir zumindest heute anerkennen können, was Fran Ross damals geschafft hat! Sie scheint eine mehr als außergewöhnliche Frau gewesen zu sein. Ihr Schreibstil ist auf jeden Fall sehr gewöhnungsbedürftig, aber dabei absolut interessant. Ich überlege sehr, an was mich diese Art der Schreibe erinnert. Als erstes ist da dieser so eigene Humor, einerseits Satire und auch Groteske, aber auch der blanke Spaß am Humor und auch am verqueren Schreiben/Denken und damit einhergehend blitzt hier eine höchst eindringliche Gesellschaftskritik durch, die richtig weh tut, die richtig schmerzt und die Ross kann Menschen sehr gut beobachten und ihr Handeln wiedergeben. Aber genau dies macht ja auch einen guten Autor aus. Und diese Melange dann in das Theseus Thema zu kleiden. Wahnsinn! Klar wird das nicht jedem gefallen! Ihr Stil tut weh! Aber genau das will sie auch in meinen Augen und das hat sie geschafft. Sie konstruiert für die Gesellschaft einen Spiegel, in den man nicht schauen möchte und sie schafft Strukturen, die nur von einem mythologischen Superhelden zerschlagen werden können. Dieser Spiegel passt auf das Damals, aber auch auf das Heute. Dieses Buch ist durch seine Struktur und auch sein Thema im Gesamtpaket etwas Einzigartiges! Und ich bin dementsprechend beeindruckt und spende tosenden Applaus! Unbedingt lesen kann ich hier nicht rufen, denn man sollte sich erstmal informieren, was dieses Buch ist und wie es aufgebaut ist. Aber wer weiß? Vielleicht ist dies auch nicht richtig, ich habe nicht so richtig gewusst, auf was ich mich hier einlasse. Hätte ich das getan, wenn ich gewusst hätte, was mich hier erwartet? Dann also doch, bitte unbedingt Lesen!!!

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