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thursdaynext

Posted on 5.2.2020

< Die Liebe zur Literatur, zur Sprache, zum Mysterium des Verstandes und des Herzens, wie sie sich in den kleinen, seltsamen und unerwarteten Kombinationen von Buchstaben und Wörtern zeigte, in der schwärzesten und kältesten Druckertinte – die Liebe die er verborgen gehalten hatte, als wäre sie gefährlich und verboten, diese Liebe begann er nun offen zu zeigen, zögerlich zuerst, dann mutiger und schließlich voller Stolz.> John Williams Roman Stoner, seit seiner Wiederentdeckung 2006 in den USA ein Geheimtip Unbedingt zu lesen im Kontext seines Handlungszeitraums und doch aktuell.Großartige amerikanische Literatur. Ein Klassiker. William Stoner 1891 geboren, einziges Kind einer Farmersfamilie, seine Kindheit besteht aus Arbeit, Freude kennt er nicht. Die Eltern schlichte arbeitsame Gemüter, Gefühle gibt es außer den existenziellen Bedürfnissen nicht in seiner Welt. Von seinen Eltern auf die Uni geschickt scheint sein Weg vorgezeichnet. Agrarwissenschaft, Farm übernehmen, arbeiten ..... Er ist wortkarg, die Gewalt und Schönheit der Sprache enteckt er dank seines späteren Mentors und Englischdozenten Archer. Sie wird ihn sein gesamtes Leben begleiten. Ihr gilt seine Liebe. Und es ist eine gewaltige, unbeirrbare Liebe die ihn durch alle Widrigkeiten seines Lebens trägt hält und stützt. Stoner ist ein unglaublich faszinierender, wunderbarer Charakter. Während des gesamten Romans trieb er mich zur Verzweiflung, das Buch aus der Hand legen zu müssen war quälend. Ich wollte ihn verstehen. Unbedingt. Die Gründe für sein Verhalten. Warum , weshalb ...hätte er nicht .......??? Selten hat mich ein Roman so viel hinterfragen lassen, so in Atem gehalten obwohl objektiv „nur“ die Geschichte seines Lebens erzählt wird. Eine liebe Lesefreundin schrieb sie hätte sich in diesen Menschen verliebt. Dem ich kann ich mich nur anschließen. auch ich habe mich in das Wesen dieses fiktiven Englischdozenten verliebt. < Ohne in seiner Übersetzung zu stocken oder innezuhalten, blickte Stoner auf und sprach dem Präsidenten und seiner Entourage die nächste Gedichtzeile mit sanfter Stimme direkt in die Gesichter: „ Hinfort, hinfort, ihr verfluchten Hurensöhne Galliens!“ > So sollten Romane sein. Sprachgewaltig, lebensbejahend, nachdenklich machend, fesselnd und zutiefst anrührend, den Leser völlig vereinnahmend. Dieses Buch ist ein Gedicht. Für mich persönlich in seinen Auswirkungen vergleichbar mit Hesses Steppenwolf, Haushofers „Die Wand“ , Irvings „Owen Meany“ Djians „Betty Blue“ Owells „1984“ , Huxleys „Schöne neue Welt“ und doch ganz anders .... Und bevor ich hier weiter rumschwafel, lest doch selbst.

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