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Sarang

Posted on 5.2.2020

Inhalt: Rhians Vater liegt im sterben und damit Ethrea nicht in Unruhen versinkt, soll sie noch vor seinem Tod heiraten. Doch wer ist der richtige Kandidat, wenn jedes Ratsmitglied nur an seinen eigenen Vorteil denkt und sie wie eine Zuchtstute an den besten verscherbeln will? Rhian aber trotzt den Anderen und sucht nach einem Plan, wie sie ihrem ausweglosen Schicksal entkommen und selbst als Königin über Ethrea herrschen kann. Zeitgleich suchen den Spielzeugmacher des königlichen Hofes Visionen seiner verstorbenen Frau heim, die ihm Instruktionen gibt, um das Land zu retten. Dafür kauft er den Sklaven Zandakar aus den Fängen eines Sklavenschiffs frei, den Sohn von Hekat der Herrscherin. Doch niemand weiß um Zandakars Herkunft oder den Grauen, die er erlebt und selbst einst verbreitet hat. Auch ahnt niemand vom grausamen Kriegerstamm aus Mijak, Zandakars Geburtsland und das dort das Böse wartet um sich die Welt zu untertan zu machen. Rhians Schicksal und das von Zandakar sind miteinander verknüpft und die beiden sind es, die die Welt retten oder vernichten werden. Sie ahnen es noch nicht, doch ein falscher Schritt und alle sind verloren, der Kampf ist eröffnet... Meine Meinung: „Die Herrscherin“ hatte sich schon in mein Herz hineinkatapultiert, doch „Die Thronerbin“ konnte dies noch einmal sprengen. Mit monströsem Geschick hat Karen Miller zwei verschiedene, weit voneinander entfernt liegende Länder aneinander geknüpft. Erst hat sie uns Hekat geboten, die verrückte, ehrgeizige und „kostbare“ Hekat. Wir haben in diesem Zuge das Land Mijak kennengelernt, das vor Wildheit und züngelnden Flammen nur so strotzte. Rohe Krieger, eine starke und böse göttliche Macht, von der sich die brutalen Menschen dort leiten ließen. Hinter all dem stand Hekat, die als wertlose Frau versuchte sich ihren Platz in der Welt zu erkämpfen, bis alle vor ihr auf die Knie fielen und sie als `die´ Herrscherin ausriefen. In „Die Thronerbin“ ist Rhian die Prinzessin, die Thronerbin, was in einer von Männern regierten Welt nicht anerkannt wird. Rhians Land nennt sich Ethrea und diese Menschen sind viel sanfter, gebildeter und gezügelter, weniger Mord- und Blutlustig. Sie folgen ihrem Gott und vertrauen auf ihrem Glauben, ohne ihm ständig grausame Opfer bescheren zu müssen, von denen er sich nährt. Das bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Karen Miller zwei Bücher geschrieben hat, die den Weg zweier grundverschiedener Frauen beschreiben, die um ein ähnliches Ziel kämpfen. Die einmalige Hekat, die zur Herrscherin wurde und Rhian in „Die Thronerbin“, die sich erneut gegen halsstarrige Männer durchsetzen muss. Karen Miller hat zwei extreme Gegensätze in den Büchern beschrieben und ist bereits in diesem Band im Begriff sie zu verbinden. Zwei Seiten einer Medaille, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Die brutalen „wilden“ Krieger aus Mijak, gegen die friedlichen und diplomatischen Bewohner Ethreas. Das Bindeglied ist Hekats verstoßener Sohn selbst, Zandakar, der weiß, wie man mordet und Ethrea als einziger vor seinem grausamen Bruder Dimitrak und seiner verrückten Mutter Hekat zu schützen vermag. Es war faszinierend zu beobachten, wie sich aus der Sichtweise friedvollerer Menschen Hekats Volk benimmt. Denn in „Die Herrscherin“ kannte man nichts anderes und nahm an, diese Welt sei einfach so. Doch hier musste ich meinen Irrtum anerkennen und sehen, dass dem gar nicht so ist und Mijak eher die Ausnahme bildet, die leider so stark ist, dass sie die Macht haben die gesamte Welt zu unterjochen, indem Glauben all dies geschehe im Zeichen ihres Gottes. Ich bekam durch den zweiten Band den so genannten „Aha“- Effekt. Er verdeutlichte vieles, indem er einfach nur eine andere Geschichte erzählte, die im Zusammenhang zur ersten steht, aber nicht mehr unmittelbar dort spielt. Als ich in „Die Thronerbin“ eintauchte war mir, als wäre seit „Die Herrscherin“ kein einziger Tag vergangen, sofort war ich wieder im Geschehen drin und es kam mir sogar so vor, als hätte ich all die Monate nur auf dieses eine Buch gewartet. Beim Lesen fingen kleine Flammen an zu züngeln und meine Haut zu benetzen um sicherzustellen, dass ich mich dieser Handlung nicht entziehen könnte und bei allem was mir heilig ist, das konnte ich auch nicht. Denn Karen Miller hat ihre Geschichte aus purer Energie geschaffen, Feuer gesät, wo es nur ging, auf dass ihre Figuren lebten, Funken versprühten und all die LeserInnen in eine heillose Feuersbrunst stürzen würden, die sie verschlünge und die Geschichte rund um Hekat, Rhian und zwei verschiedenen Ländern einer Welt, deren religiösen Sitten sich grundsätzlich unterscheiden, nie vergessen möge. Ein fantastischer Krieg, von zwei Parteien, die die anderen nicht verstehen werden und auf dessen Konfrontation der dritte Teil hinauslaufen wird. Ich bewundere diese Reihe und dieses Buch, so wie diese Schöpferin zutiefst, denn trotz zweiten Bandes, die oft zur Langatmigkeit oder Überbrückung dienen, hat sie hier erneut ihr kleines Meisterwerk erschaffen, dass die Welt bewegen sollte. Ich brenne noch immer und alle anderen Geschichten kommen mir im Vergleich zu diesem Werk hohl, leer und einfach nur ausgebrannt vor. In „Die Thronerbin“ lebt etwas, ein roter Faden zieht sich durch beide Bände, der schon bald seinen Abschluss finden wird. Nie konnte ich die nächsten Schritte vorausahnen. Die Seiten schmolzen zwischen meinen Fingern und Augen dahin, bis ich mich zwischen ihnen befand und aus nächster Nähe das Geschehen beobachten konnte, immer in Angst entdeckt zu werden und in grausamen Geschehnisse verwickelt zu werden. Der Mut eines einzelnen Mädchens hat auch hier ein sengendes Feuer und eine nicht zu vergessene Schneise hinterlassen, weil sie es nicht einsah aufgrund ihres Geschlechts nicht genauso gut oder schlecht wie ihre verstorbenen Brüder oder auch ihr Vater regieren zu können. Diese Geschichte ist das, was ich immer und immer wieder lesen würde, weil Karen Miller die wahre Meisterin der heißen und echten, lebendigen und guten Worte ist. Bravourös und sich selbst übertreffend hat sie sie aneinander gereiht, bis daraus ein unvergessliches Abenteuer wurde, was ich jedem ans Herzen lege, der den Wunsch verspürt nach einer Geschichte so zu brennen, wie ich es jetzt tue. Ich kann nur hoffen, dass die Fortsetzung nicht zu lange auf sich warten lassen wird, denn ansonsten komme ich noch in Versuchung etwas anzuzünden! ;) Mein Fazit: Karen Miller hat mich erneut erwischt und ein einzigartiges Epos geschaffen, dem ich mich nicht mehr entziehen kann. Ich würde lieber heute als morgen die Fortsetzung lesen, denn diese Bücher sind ein Spiel mit dem Feuer, welches man nur verlieren kann, aber das ist nicht weiter schlimm. Wer noch keinen Roman von Karen Miller gelesen hat, sollte dies unverzüglich nachholen, denn ihr wisst ja gar nicht, was ihr euch für Wunder und gewaltige Wortwuchten entgehen lasst. Diese Autorin verleiht ihren Werken immer noch das Tüpfelchen auf dem „i“ und ist die Crème de la Crème unter den Fantasybüchern. Ich bin Frau Miller vollkommen ergeben und bin gespannt, was sie uns in der Zukunft noch bringen mag, aber bei einem bin ich mir sicher: Sie wird uns wieder verzaubern, ihr Niveau mindestens halten, wenn nicht sogar steigern und sich mit ihrem unverkennbaren Schreibstil in unsere Herzen hineinschreiben, auf dass sie niemals vergessen wird und wir uns vor Sehnsucht nach mehr verzehren! Vielen Dank Karen Miller, für diese bewegenden Worte.

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