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Sarang

Posted on 5.2.2020

Meine Meinung: Es gibt Bücher, auf deren ersten Seiten man erst einmal einige Steine aus dem Weg räumen muss, um den Zugang zur Geschichte zu finden. Und dann gibt es Bücher, bei denen räumt man Stein um Stein mühsam beiseite, und alles, was man dahinter findet, sind unzählige weitere Steine - noch schwerer, grauer und langweiliger als die ersten. Leider gehört "Im Schloss", der zweite Roman der Gormenghast-Reihe von Mervyn Peake, zu letzterer Kategorie. Das Buch erschien auf Englisch 1950, auf Deutsch 1982 und wurde 2010 neu durchgesehen nochmals herausgebracht. Ein unheimliches Schloss, das viele Geheimnisse und skurrile Personen beherbergt, ist doch guter Stoff für eine fesselnde Geschichte - sollte man meinen. Auf dieses Buch trifft das jedenfalls nicht zu: An kein Buch kann ich mich erinnern, das ich so gern abgebrochen hätte. Über kein Buch habe ich beim Lesen so geflucht, weil seine Geschichte zäh wie dickflüssige Gummimasse zwischen den Seiten klebte. Was nützen "telling names", wenn sie das einzig Interessante an den Figuren sind? Was nützt ein auf dem Cover angekündigtes Vorwort von Fantasy-Autor Tad Williams, wenn dessen meiner Meinung nach ungerechtfertigter, achtseitiger Lobgesang auf "Im Schloss" bei Weitem besser geschrieben ist als das angepriesene Buch selbst? Williams' Vorwort schließt mit den Worten: "Wir wollen wissen, was als nächstes geschieht, weil es eine Geschichte ist - eine großartige Geschichte." Für mich jedoch gilt: Ich will mit Sicherheit nicht wissen, wie die Geschichte in den nächsten beiden Bänden weitergeht, weil es eine langweilige Geschichte ist - eine furchtbar schlecht geschriebene Geschichte. Mein Fazit: Am Liebsten hätte ich "Gormenghast" abgebrochen! Mervyn Peake - einmal und nicht wieder.

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