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annelovesbooks

Posted on 3.2.2020

Auch in „Hexenfluch“ kann man wieder Lynn Ravens gewohnten Schreibstil bewundern. Ich habe von ihr bisher zwar abgesehen von diesem Buch nur „Blutbraut“ gelesen, aber in beiden ist mir aufgefallen, dass die Autorin oft auf kurze, abgehackte Sätze - wenn nicht sogar nur einzelne Wörter - setzt. Das Gute daran? Er hat Wiedererkennungswert, und die Autorin kann auch mit wenigen Worten für eine Atmosphäre sorgen, die manch anderer auf einer ganzen Seite nicht zustande bekommen würden. Er würde ihr weh tun. So weh, dass sie ihn hasste. Dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Nein, er würde Ella nicht noch mehr in Gefahr bringen. Er hatte schon genug angerichtet. Er musste es beenden. Aber nicht heute. Noch nicht. Nur einmal noch wollte er dieses Gefühl empfinden, wenn er in ihrer Nähe war. Nur einmal noch wollte er diesen Frieden spüren. [S.250] Ella Thorens als Protagonistin ist stark, selbstständig und keineswegs blauäugig. Sie ist eine Frau mit Mut, die vor keinem Hindernis umdreht, um den leichteren Weg zu wählen - im Gegenteil. Sie weiß was sie will und tut alles, um das zu bekommen. In keiner Situation wirkte sie auf mich wie das unterlegene Mädchen, das sich von den großen bösen Kerlen (und teilweise auch Frauen) einschüchtern lässt. Mir hat ihre Art zu handeln und zu denken wirklich gut gefallen. Es war durchweg leicht, ihre Beweggründe zu verstehen und diese auch nachvollziehen zu können. Natürlich hat auch sie Fehler gemacht - aber so etwas ist menschlich und hat sie in meinen Augen nur noch sympathischer gemacht, als sie es ohnehin schon war. Zugegeben: An einigen Stellen wirkte sie beinahe zu perfekt. Das hat die Autorin aber mit „ein paar Handgriffen“ gekonnt wett gemacht, sodass ich mir in diesem Buch niemanden sonst als Hauptcharakter hätte vorstellen können. Und jetzt zu Christian Havreux ... Ich meine Kristen Havebeeg. Im ersten Moment wirkt er wie der perfekte Bösewicht; ohne Schwächen, die ihn verwundbar machen könnten oder anderen Dingen, die man gegen ihn verwenden kann. Jeder hat Angst vor ihm, und wehe dem, der ihm zu nahe kommt! Wenn man dann aber weiter liest, bemerkt man, dass hinter dieser harten Schale, die er in ca. 800 Jahren aufgebaut hat, ein weicher Kern steckt. Er ist nicht annähernd so perfekt, wie es den Anschein hat - und auch nicht so stark. Als Ella in sein Leben tritt, fängt dieses harte Äußere langsam an zu bröckeln. Kristen ist wirklich ein außergewöhnlicher Charakter, der mir trotz seines Verhaltens vom ersten Augenblick an zugesagt hat. Der Grund dafür ist wahrscheinlich, dass ich diese typischen harte-Schale-weicher-Kern Kerle sowieso mag. Ich glaube, es liegt daran, dass ich es wirklich unglaublich finde, wie die Liebe einen verändern kann - sowohl auf positive als auch negative Weise. Aber auch die Nebenfiguren sind nicht zu unterschätzen. Die einen auf der guten, die anderen auf der bösen Seite - und alle sind sie beim Vorankommen der Geschichte wichtige Punkte, die dem Ganzen vor allem auch die Spannung verleihen, die von Anfang bis Ende beinahe unentwegt vorhanden ist. Fazit: Lynn Raven überzeugt mit „Hexenfluch“ auf ganzer Linie. Große Gefühle, viele actionreiche Sequenzen und realistische Nebencharaktere runden das Ganze ab, und machen es in meinen Augen zu einem Must-Read und daher gleichzeitig zu einer klaren Leseempfehlung.

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