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Simone Scamander

Posted on 1.2.2020

Worum geht's? Michael hat es momentan nicht leicht, denn alles in seiner Familie geht drunter und drüber. Sie befinden sich mitten im Umzugsstress, als sein kleines Schwesterchen viel zu früh auf die Welt kommen möchte. Von nun an gibt es keine ruhige Minute mehr in Michaels Leben. Das Baby ist sehr krank und die Sorgen lasten auf der ganzen Familie. Auf der Suche nach Ablenkung schleicht sich Michael in die baufällige Garage, obwohl es ihm verboten wurde. Dort trifft er auf ein merkwürdiges, mit Staub und Spinnweben bedecktes Wesen. Kraftlos und mürrisch möchte das Wesen allein gelassen werden, doch Michael und seine neue Freundin Mina wollen es nicht aufgeben. Sie hegen und pflegen es, ohne zu wissen, was das Wesen eigentlich ist. Mensch, Tier, oder... beides? Kaufgrund: Nachdem mich "Mina" so sehr begeistern konnte, habe ich mich über den Autor informiert und bin auf "Zeit des Mondes" gestoßen. Als ich dann den Klappentext gelesen und herausgefunden hatte, dass die Geschichte an "Mina" anschließt, wurde das Buch sofort gekauft! Meine Meinung: Obwohl "Zeit des Mondes" noch vor "Mina" erschienen ist, schließt die Handlung beinahe nahtlos an "Mina" an. Nun steht allerdings nicht meine Lieblingsprotagonistin, sondern der junge Michael, der gerade erst in das neue Haus eingezogen ist, im Vordergrund. Im Verlauf der Geschichte muss sich Michael vielen Problemen stellen: Der Umzug verläuft alles andere als reibungslos, das Haus muss dringend renoviert werden, seine Mutter erleidet eine Frühgeburt und zusätzlich ist seine kleine Schwester sehr krank. Doch es gibt auch Lichtblicke in Michaels Leben. Er lernt mit Mina eine neue Freundin kennen, die ihm Hoffnung und Mut schenkt. Sie bringt ihm bei, das Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Und dann gibt es noch Skellig, das wundersame Wesen in der Garage mit den knochigen Flügeln an den Schulterblättern. Die Charaktere sind - kurz und knapp - wunderbar. Almond hat es tatsächlich geschafft, jeder seiner Figuren so viel Individualität und Persönlichkeit zu verleihen, dass sie beinahe wie aus Fleisch und Blut wirken. Er beschreibt Michaels Gedanken und Sorgen so realistisch, so authentisch, dass man jede Emotion selbst miterlebt und mitleidet. Dabei nutzt Almond keine ausschweifenden Schilderungen; er lässt Michael seine Geschichte mit einer kindlichen, sehr persönlichen Art erzählen, sodass auch junge Leser, an die das Buch schließlich gerichtet ist, die Probleme gut nachvollziehen und verarbeiten können. Es hat mich wahnsinnig gefreut, dass Mina mit ihren philosophischen Gedanken und bewegenden Lebensansichten in "Zeit des Mondes" nicht untergegangen ist. Mina ist und bleibt einfach Mina, und ich war sehr erleichtert, dass der Autor sie bereits in diesem Buch zu einer so berührenden Persönlichkeit gemacht hat. Sie ist es, die Michael Mut und Hoffnung schenkt, ihm die Augen öffnet und ihm beibringt, hinter das Offensichtliche zu blicken. Skellig ist jedoch die mit Abstand bedeutsamste Figur in diesem Roman. Anfänglich ein mürrisches und griesgrämiges Wesen, blüht er durch Michael und Mina immer mehr auf und sorgt am Ende für die große Erleichterung. Wer oder was Skellig nun ist, welche Bedeutung er trägt, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten. Auch wenn die restlichen Charaktere nicht so präsent sind, gehen sie in der Handlung niemals unter. Man merkt ihnen deutlich an, wie viel Herz in ihrer Gestaltung steckt, und genau das macht sie zu großartigen Nebenfiguren, die noch lange im Gedächtnis bleiben werden. Das Ende steht der gesamten Geschichte in keinem Punkt nach. Gefühlvoll und warmherzig klingt "Zeit des Mondes" langsam aus und wird sensiblen Lesern sicherlich ein Tränchen entlocken können. Alle offenen Fragen wurden beantwortet und nach der letzten Seite fühlt man sich einfach nur wohl! Kleine Anmerkung zum Schluss: Die Katze Säusel heißt in "Mina" Wisper. Alle anderen Namen sind aber gleich! Cover: Das Cover ist sehr hübsch anzusehen, verrät meiner Meinung nach allerdings zu viel vom Inhalt. Das englische Original gefällt mir da wesentlich besser! Fazit: Eine berührende Geschichte über Tod, Hoffnung, Freundschaft und Familie. Auch dieses Buch von David Almond konnte mich voll und ganz begeistern. Trotzdem hätte ich mir an einigen Stellen mehr philosophische Einwürfe gewünscht. Insgesamt vergebe ich knappe 5 Lurche.

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