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SternchenBlau

Posted on 24.9.2019

Versinken in der Tiefsee: Wie ein Wissenschaftsgedicht Diese Entdeckungsreise ins unbekannte Terrain ist wunderbar. Schon in das Format dieses tollen Sachbuches kann man Versinken, denn „Eine Reise in die geheimnisvolle Tiefsee“ ist 29,9 auf 32,7 Zentimeter groß. Ein gewaltiger Bildband, der diesem gewaltigen Format vollends gerecht wird. Kinder und Erwachsene können damit eine unbekannte Welt erforschen, die bislang kaum Menschen mit eigenen Augen gesehen haben. Empfohlen ist das Buch ab 8 Jahren und das passt sehr gut. Neben den großen Tieren der Tiefsee werden auch ihre kleinen Bewohner vorgestellt. Wie unter einem Mikroskop kommen wir ganz nah an sie heran. Die Bilder von Annika Siems sind teilweise großformatige Ölgemälde, die abfotografiert wurden. Hier gehen künstlerische Schönheit und wissenschaftliche Abbildung Hand in Hand, denn neben dem visuellen Anspruch vermitteln die beiden Autor*innen ebenso empirische Genauigkeit. Das Buch ist zudem auf dem neuesten Stand der Forschung. Schönheit eines Wissenschaftsgedichts Wir gehen wirklich auf eine Entdeckungsreise, wir tauchen ein und diese Reise wird von Schönheit und inhaltlichen Bezügen getragen: Wer frisst wen? Welche Tiere wenden ähnliche Taktiken an? Solche Fragen bestimmen die Reihenfolge. Aber es gibt z.B. keine festen Skalen, wo wir uns gerade befinden oder auf welcher Tiefe. Manche Tiere bewegen sich ja zwischen den unterschiedlichen Tiefen. Im Buch findet man auch keine Steckbriefe zu den einzelnen Tieren oder ähnliches. Wenn man so etwas für sich und seine Kinder sucht, gibt es einige andere Reihen (der Klassiker ist wohl Was ist was). „Eine Reise in die geheimnisvolle Tiefsee“ hingegen ist kein Handbuch, sondern eher eine Art Wissenschaftsgedicht. Die Besonderheiten der jeweiligen Tierart werden in den Vordergrund gestellt – und die Schönheit der Natur. Natürlich sind die Bilder von Annika Siems der erste Zugang zu diesem wunderschönen Werk. Der Zoologe Wolfgang Dreyer erzählt uns dazu sprachlich schön von den Besonderheiten der Tiefsee. Dabei werden sehr komplexe Zusammenhänge in Bild und Text erklärt, wie beispielsweise die Photosynthese oder die Biolumineszenz. Manchmal werden diese durch detaillierte Schaubilder von Siems erläutert. Schon die lateinischen Namen zergehen auf der Zunge. Die Vergleiche sind sehr bildhaft und ließen uns wichtige Fakten merken: „…der Druck ist gewaltig. 6.000 Meter unter der Meeresoberfläche ist er so groß, als ob 300 Elefanten auf dir liegen würden.“ Aug in Aug mit dem Riesenkalamar Jede der 96 Buchseiten war und ist ein Erlebnis. Unser Highlight kam bei den Pottwalen und Riesenkalamaren. Denn plötzlich sieht uns das Auge des Riesenkalamars ins Originalgröße aus dem Buch heraus an (Basketballgroß müsste in etwa hinkommen). Eindrucksvoll, erst recht, weil den selbst Tiefseeforscher noch kaum lebend gesehen haben. Das Buch haben wir schon jetzt immer wieder mit Freuden in die Hand genommen. Zum Vorlesen (mein Sohn ist jetzt 7,5) haben wir uns etwas Zeit gelassen. Es ist wirklich eher wie die Lektüre von Gedichten oder dem Genuss von edlen Pralinen. Das wollten wir einfach auskosten. Die Informationsdichte in den Texten ist zudem hoch. So konnten wir zusätzlich gut diskutieren und andere Themen aus Biologie und Umwelt ansprechen. Appel zum Schutz der Meere „Eine Reise in die geheimnisvolle Tiefsee“ wurde klimaneutral hergestellt und kommt ohne Plastikeinschweißung aus. Dankeschön dafür zusätzlich an den Prestel Verlag, denn auch unsere geliebten Bücher verbrauchen schließlich Ressourcen. Am Ende des Buchs appellieren die beiden Autoren eindringlich an uns, Erwachsene wie Kinder, diesen Lebensraum und die Umwelt im Ganzen zu schützen und auf Plastik zu verzichten. Die Seiten zuvor haben sie eindringlich gezeigt, warum die Tiefsee für das Ökosystem der Erde wichtig ist – und wie wunderschön. Wir können nur jedem absolut empfehlen, auf diesem Tauchgang mitzukommen: 5 verzauberte Sterne!

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