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breonna

Posted on 15.6.2019

Mai in einem Pariser Vorort. Philippe und Sandrine sind geschieden. Seit drei Monaten ist Philippe nun schon auf der Suche nach einer neuen Wohnung, doch die Konkurrenz ist groß und die Vermieter können es sich leisten, hohe Ansprüche zu stellen und Sicherheiten zu verlangen. Schließlich setzt Sandrine, deren reicher Familie Philippe schon immer ein Dorn im Auge war, ihn vor die Tür. Ein letztes Mal erzählt er seiner kleinen Tochter Claire eine Gutenachtgeschichte und verspricht, sie jeden Tag anzurufen. Dann macht er sich auf den Weg. Jener Tag ist der Beginn einer beklemmenden Reise zu den Menschen am Rande der Gesellschaft. Philippe verliert seinen Job, das Geld geht unaufhaltsam zur Neige während Sandrine Unterhaltszahlungen verlangt und ihm den Kontakt zu Claire verwehrt. Der Teufelskreis keine Wohnung, kein Job – kein Job, keine Wohnung zieht ihn immer tiefer hinab. Er lernt das Leben auf der Straße kennen, die Gleichgültigkeit oder Abwehr der Passanten, die Verwahrlosung all jener, die sich aufgegeben haben, die Kämpfe um ein Plätzchen auf einem Belüftungsschacht,... Aber dann taucht eines Tages ein kleiner Hund auf... Ich habe das Buch geliebt! Die Geschichte hat mich gefesselt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Harold Cobert beschreibt in poetischer Sprache selbst alltägliche Szenen und kleine Gesten mit bewegender, lebendiger Intensität. Jede Zeile lässt eine Welt zum Leben erwachen, die wir nicht gern wahrhaben wollen, die aber dennoch existiert – irgendwo am Rande unseres Blickfeldes. Denn das bedrückende Schicksal von Philippe ist alles andere als aus der Luft gegriffen. Der Autor beschreibt in einem kleinen Faltblatt, wie er selbst schon am Rande dieses Abgrunds stand und wie wahre Geschichten seine Erzählung inspirierten. Das Buch erzählt von der Welt hinter der glänzenden Fassade der Konsumgesellschaft, von Einsamkeit und Resignation und wie schnell einer seine Würde verlieren kann, aber auch von Hoffnung und Menschlichkeit. Traurig, aufwühlend und ergreifend, aber doch nie den Glauben an das Leben aufgebend. Wundervoll!

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