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DasIgno

Posted on 13.6.2019

Ist das eigentlich normal, dass man sich immer öfter ärgert? Und was genau macht man dagegen? Wie schafft man es, in unserer schnelllebigen, immer flexiblen Zeit eine gesunde Beziehung bis zum Lebensende zu führen? Überhaupt … Liebe? Muss das? Und was ist das immer mit diesen Mountainbikern auf Wanderwegen? Diese und viele weitere der großen Fragen des Lebens beantwortet Frau Sibylle. ›Wie halte ich das alles nur aus?‹ erschien 2013 bei Hanser und wird seit 2015 von dtv verlegt. Auf 152 Seiten beantwortet Sibylle Berg Fragen aus allen möglichen Bereichen des Lebens in kurzen Kapiteln. Wer Sibylle Berg kennt – aus ihren Romanen oder auch ihrer Kolumne bei Spiegel Online – wird wissen, worauf ein Buch dieser Art hinaus läuft. Frau Berg stellt sich den großen und kleineren Fragen des Lebens und beantwortet sie in ihrer ganz eigenen Art. Mal zynisch, mal ironisch, mal sehr schwarzhumorig, aber immer mit einem sehr treffsicheren Kern. In einigen Antworten habe ich mich oder Bekannte wiedergefunden, das ist dann ganz witzig. Denn der Kern der Antwort, die Sibylle Berg liefert, ist meistens derart simpel, dass man sich über sich selbst wundern muss, noch nicht darauf gekommen zu sein. Manchmal geraten die Antworten zu kurz, da merkt man, dass sie ohne den restlichen Kontext nicht ganz schlüssig erscheinen. Ich würde also davon abraten, das Buch nicht linear zu lesen. Im Gesamtkontext offenbart sich Sibylle Bergs Sicht auf ein utopisches, harmonisches Zusammenleben aller und die ist tatsächlich sehr wünschenswert. Alleine der Punkt, weshalb wir eigentlich so viele Minderheitengesetze brauchen, obwohl wir den Minderheitenschutz doch in den ersten Artikeln unseres Grundgesetzes ultimativ geregelt haben, ist großartig. Ihre Antwort: Die ganzen Einzelgesetze (z.B. Frauenquote, Ehe für alle etc.) sind Unsinn, alles was es bräuchte, wäre eine strikte Durchsetzung dieser Artikel und empfindliche Strafen bei jeder Missachtung. Natürlich geht es so einfach in der Praxis nicht, jedenfalls ging es nie so einfach, aber das hängt halt auch größtenteils wieder damit zusammen, dass einzelne Menschen ihre eigene Würde für unantastbarer halten oder sich selbst für vor dem Gesetz gleicher. An einer anderen Stelle widmet sie sich der gesellschaftlich überbordenden Rolle der Liebe für dauerhafte Beziehungen. Teil ihrer Antwort: Freundschaft ist viel wichtiger. Partner müssen sich respektieren und miteinander auskommen, gute – im Optimalfall beste – Freunde sein, dann klappt es auch mit der dauerhaften Beziehung. Denn die große Liebe ist hormonbedingt schon ein instabiles Ding. Die großen Gefühle werden mit der Zeit in aller Regel dem Alltag weichen, dann erst wird die Stärke der Partnerschaft gemessen. Wer dann entdeckt, dass der Andere, wenn die rosaroten Brillengläser ausgeblichen sind, eigentlich überhaupt nicht zu einem passt, der hat ein Problem. Und das vermeidet man am Einfachsten, wenn man eben eine größere gemeinsame Basis, als »nur« die große Liebe hat. In dieser Art und Weise, selbstverständlich sprachlich viel feiner und mit viel Grund zum Lachen werden zahlreiche Fragen beantwortet. Das Buch ist insgesamt leider recht dünn, ich hätte noch ewig weiterlesen können. Trotzdem lohnt es sich definitiv. Der einzige Ratgeber, den man wirklich gelesen haben muss. Und wenn alle ihn verinnerlichen würden, würden wir in einer sehr lebenswerten Welt leben.

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