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stefanie aus frei

Posted on 10.6.2019

Gedankt sei Mr. Robins WICHTIG VORAB: der dem Buch zugrundeliegende Mord an William Desmond Taylor hat tatsächlich stattgefunden – also bitte nichts vorab recherchieren, um Spoiler während des Lesens zu vermeiden Los Angeles, 1922. Hardy Engel ist ziemlich am Boden. Er ist pleite, daher mit der Miete im Rückstand. Trinken kann er nur noch, weil sein Kumpel Buck ihn in dessen Flüsterkneipe mit durch“füttert“. Als Detektiv will er nach einem Fiasko, bei dem er nicht nur ein Auge verlor, nicht mehr arbeiten. Als Schauspieler war er ein Flop. Da erhält er einen unerwarteten Anruf von Regisseur William Desmond Taylor, er möge doch bitte als erstes aufpassen auf die Komödienschauspielerin Mabel Normand, Und zweitens solle er wegen eines Folgeauftrages am nächsten Morgen vorbeikommen. Doch am nächsten Morgen liegt Taylor tot auf dem namengebenden „blutroten Teppich“. Und Hardy wird verdächtigt, bevor er in ein wildes Karussel aus falschen Verdächtigungen, Vertuschung, Intrigen und Eigeninteressen in Hollywoods Traumwelt gerät. Im zur Seite stehen die junge Regisseurin Polly Brandeis und deren Mops Enrico. Ich mag alte US-Filme (wobei vielleicht eher noch die der 50er und 60er, das am Rande). Ein Buch, in dem über ein echtes Verbrechen und mit echtem „Personal“ geschrieben wird, in dem Bezug genommen wird auf Filme wie Chaplins „The Pilgrim“ oder echte Skandale und sonstige Ereignisse, passt mir daher hervorragend ins Beuteschema. Das hier ist kein Krimi mit historischem Mäntelchen, es ist gleichwertig BEIDES, historisch UND Krimi. Mir gefällt der Ton von „hardboilded investigator“ Hardy, dieser „noir“ Stil, das lakonische. Ich hatte (bis auf das selbstauferlegte Verbot zu Taylor) immer die Finger auf Wikipedia oder Youtube zu den Zeitgenossen. Autor Christof Weigold lässt die Handlung sich langsam entwickeln und mich damit lange lange im Dunkeln tappen. Die Hypothese zu Tat und Täter ist plausibel, aber natürlich unbewiesen. Das gibt dem Romanplot einen gewissen Kick. Den Vorgänger kannte ich nicht – und konnte problemlos folgen. Jetzt aber zu dem Nachteil der langsamen Entwicklung – das geht wirklich reichlich ins Detail und in die Breite, gerade auch zu den Personen. Ich habe mich da einmal an einer Liste versucht (siehe Anhang), denn häufig las ich einen Namen mit dem Gefühl, den zum ersten Mal zu hören (oder mit einer ganz schwachen Erinnerung). Es sind nämlich wirklich SEHR SEHR SEHR viele Personen. Ich habe besonders den Anfang und so etwa die zweite Hälfte sehr gerne gelesen, dazwischen empfand ich einiges als Längen (oder zu stark in die Tiefe gehend, wie man will). Das hat jetzt zwei Effekte: ich will den Vorgänger lesen - und ich will den nächsten Band auf dem Markt sehen. Also ganz ganz knapp vorbei an 5 Sternen. Und ich habe noch ein paar Stunden mit Youtube und alten Filmen vor mir.

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