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elisabethdietz

Posted on 7.11.2018

Es gibt einige wenige Bücher, von denen ich aufrichtig glaube, dass unsere Gesellschaft eine bessere wäre, wenn alle sie gelesen und verstanden hätten. Zwei von ihnen hat Liv Strömquist geschrieben. Die Comiczeichnerin, Radiomoderatorin und Soziologin versteht es, Ideen auseinanderzunehmen, ihre Funktion offenzulegen und Dinge infrage zu stellen, die wir als selbstverständlich hinnehmen. In diesem Buch geht es um eine absurd einflussreiche Idee: die romantische Liebe. Im ersten Kapitel legt Strömquist dar, wie wir einander von Anfang an einschränken: In heteronormativen, patriarchalen Familien lernen kleine Jungs Tatkraft und Unabhängigkeit, aber auch, dass der Umgang mit Gefühlen in die Sphäre des anderen, geringer geachteten Geschlechts gehört. Kleine Mädchen lernen, Verantwortung für die Gefühle aller anderen zu übernehmen. Das Ergebnis sind Beziehungsmuster wie aus „Hör mal, wer da hämmert“. Auch die monogame Zweierbeziehung mit sexuellem Eigentumsrecht stellt sich bei näherer Betrachtung als beliebiges und fragiles Konstrukt heraus. Strömquists Kulturgeschichte der Liebe ist düster-komisch, wild illustriert, wissenschaftlich einwandfrei und wunderbar.

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