#ausgelesen Gudrun Langer-Aßmann: Das Haus zwischen den Dörfern

Reihe: Die Frau in der Gesellschaft, Fischer

Klappentext

Bei einem Ausflug mit Freunden entdeckt die reiche Erbin Alexandra Horch in der Nähe des Hotels, in dem sie als Kind mit ihren Eltern Ferien machte, ein idyllisch gelegenes Bauernhaus. Sie beschließt spontan, es zu kaufen. Um jeden Preis. Aurelia Meindl, die Eigentümerin des kleinen Hofes, glaubt, die einmalige Chance für ein besseres Leben ihrer Familie unbedingt nutzen zu müssen, und verkauft das Anwesen für 1,5 Millionen Mark.

Drei Jahre sind vergangen. Alexandra ist es nicht gelungen, die ehemals glückliche Vater-Kind-Beziehung mit Hilfe dieses Hauses wieder herzustellen, doch sie erfährt die Wahrheit über den Tod ihrer Mutter und ihrer Schwester.

Aurelia Meindl lebt vereinsamt in einem neuen Haus. Ihre Ehe hat den Veränderungen nicht standgehalten, die Kinder gehen eigene Wege. Aber den Hof, den will sie jetzt unbedingt wiederhaben, denn vielleicht... Alexandra jedoch verlangt nun ihrerseits 1,5 Millionen...

In einer kunstvollen Verflechtung der Schicksale dieser beiden unterschiedlichen Frauen zeichnet Gudrun Langer-Aßmann den mühsamen Weg aus Illusionen und Abhängigkeiten und erzählt die Geschichte eines Emanzipationsprozesses.

Buchbeginn

"Berge und Rindvieh, soweit das Auge reicht!"

Bernhard seufzte. Vorsichtig kraulte er einer fleckigen Kuh die Stirn.

"Das Allerschlimmste aber ist die Gülle!" jammerte Jenny. "Dabei ist es völlig egal, woher in dieser gottverlassenen Gegend der Wind weht." Sie kehrte der herrlichen Aussicht ostentativ den Rücken zu, als wolle sie die Landschaft für ihren Geruch strafen.

Johannes sagte fröhlich: "Wie wahr!", aber man hätte nicht ausmachen können, ob er damit jemandem beipflichten oder nur allgemein beschwichtigen wollte.

Zitat

Diese frühe Heirat ... eine überstürzte Entscheidung. Nein, gar keine Entscheidung. Es war ... normal gewesen. Die ganz normale Sache, nur eben ... eine Verkennung. Damals war sie davon überzeugt gewesen, sie würde es aus Liebe tun, hätte das jedenfalls behauptet, wenn jemand sie nach einer Begründung gefragt hätte, aber inzwischen hatte sie oft darüber sinniert ... wenn sie nicht mehr ertragen konnte, wie er großspurig wurde nach ein paar Flaschen Bier, wenn er ihr plump zu nahe kam, wenn er roch, beim Essen schwatzte, wenn er ihr sein dreckiges Zeug hinwarf, nicht nachlässig wie die Kinder, sondern weil er das für sein Recht hielt. Sie hatte ihn angeschaut, manchmal, und festgestellt, daß sie völlig vergessen hatte, was Liebe ist, oder daß vielleicht nur junge Leute, für eine ganz bestimmte, eine kurze Zeit glauben, das zu wissen. Das war eben ... ja, es war ein Geheimnis. Für eine Weile war es ein Geheimnis, dann nur noch Alltag.